Vorneweg: Natürlich sind wir alle mal gestresst (ich zum Beispiel momentan wegen meines Umzugs). Doch ganz besonders die Arbeitswelt löst mehr und mehr Stress aus. Sicher können einige von Ihnen auch ein Lied davon singen. Das führt oft dazu, dass wir andere Lebensbereiche hintenanstellen, zum Beispiel unsere Erholung. Kurzum: Unter andauerndem Stress leidet die berühmte Work-Life-Balance. Welche Stressarten es gibt und wie sie auf verschiedene Persönlichkeitstypen wirken:
Positiver vs. negativer Stress
Lange Zeit war immer wieder die Rede von negativem Stress (Disstress), der vermieden werden sollte – und positivem Stress (Eustress), der als eine Art Motivator dient. Letzterer tritt vor allem dann auf, wenn das zu erreichende Ziel realistisch und machbar erscheint. Dann erhöht der Stress die Aufmerksamkeit und maximiert die Leistungsfähigkeit. Genau das Gegenteil ist der Fall, wenn uns die Aufgabe übermäßig groß vorkommt und sich gar ein Gefühl der Überforderung einstellt. Disstress kann in Extremfällen sogar wie paralysierend wirken. Und auch wenn wir wenig positives Feedback oder Lob erhalten, wird der vermeintlich angenehme Task im Nachhinein zum Stressfaktor und kann zukünftig in negativem Stress resultieren. Tatsache ist jedoch auch, dass der Körper auf beide Arten von Stress ähnlich reagiert: Man erkennt ein Problem oder eine Herausforderung und Körper und Geist machen sich bereit, es zu lösen. Das kann auf Dauer anstrengend werden – auch wenn der Stress häufiger vermeintlich positiver Natur ist.
Die zwei wesentlichen Stressoren
Stressoren (Stressfaktor; externale und internale Reize, die Stress verursachen) gibt es heutzutage viele. In der Arbeitswelt lassen sich zwei ganz grundlegende unterscheiden: Zum einen herrscht besonders in Beruf ein allgegenwärtiger, hoher Leistungsdruck. Schnelllebige Zeiten und Technologien gepaart mit hohen Erwartungen und vermeintlicher Austauschbarkeit bergen ein immenses Stresspotential. Hinzu kommt oft der zweite wesentliche Stressor: unser eigener Druck. Wir machen uns selbst nämlich häufig ganz schön viel davon. Das liegt viel daran, dass wir in einer Arbeitsgesellschaft leben, in der wir uns stark über unseren Beruf bzw. unsere Arbeit definieren. Einerseits sichert sie uns unseren Lebensunterhalt. Gleichzeitig wollen wir stets die besten Leistungen bringen und nie versagen, erfolgreich sein und maximales Engagement zeigen – während andere Lebensbereiche dabei schnell auf der Strecke bleiben können. Allzu oft vergessen wir darüber nämlich eine gesunde Work-Life-Balance. Klar, viele Menschen brauchen diesen Druck, um ihr volles Leistungspotential ausschöpfen zu können – aber ohne die richtigen Bewältigungsstrategien und Ausgleiche kann dieser Stress auf lange Sicht auch zermürbend wirken.
Stresstypen
Wir alle gehen verschieden mit Stress bzw. Stressoren um. Manche von uns können Stress nur schwer bewältigen. Andere, wie schon erwähnt, behaupten von sich, sie arbeiteten am effektivsten, wenn sie (einigermaßen) gestresst sind. Die Forschung versucht dabei, verschiedene Stresstypen zu clustern. Laut einer Studie gibt es im Wesentlichen drei davon:
Die Durchhalter
Hier gilt das Motto: Augen zu und durch. Hierzu ordnen sich die meisten Befragten (59%). Zwar wird der Stress durchaus als störend, gleichzeitig aber auch als temporär empfunden. Sie hoffen also, dass die Anspannung schnell vorübergeht und arbeiten sie so gut es geht ab.
Die Vermeider
Mit 17% der Befragten die zweitstärkste Gruppe – und auch die, die am häufigsten unter dem immer stärker werdenden Druck leidet. Die Vermeider tendieren nämlich dazu, Stress aus dem Weg zu gehen und ziehen sich dabei so gut es geht davon zurück.
Die Losleger
Diese Gruppe kennt quasi nur positiven Stress. Sie sucht ihn beinahe aktiv, weil sie dadurch zu Hochformen aufläuft. Dabei wird jedoch manchmal die tatsächliche Grenze der Belastbarkeit überschritten. 16% der in der Studie Befragten zählen sich zu diesem Typus.
Diese drei (Ober-)Gruppen haben ein unterschiedlich starkes Bedürfnis nach Druck und Ausgleich. Entsprechend benötigen sie jeweils andere Copingstrategien, sprich Bewältigungsmechanismen. Welche am besten fruchten, muss wohl jeder für sich herausfinden. Klar ist jedoch, dass zu extensives Problemewälzen, zum Beispiel auch noch nach getaner Arbeit vor dem Fernseher, nur schwerlich gut sein kann. Vielen hilft ein strukturiertes Zeitmanagement beim Abschalten. In einem zweiten Beitrag zur Work-Life-Balance besprechen wir weitere Mechanismen für eine ausgewogene und gesunde Balance.