Im Volksmund heißt es: Regen lässt das Gras wachsen und Wein die Gespräche. Demnach käme dem Weingenuss eine besondere gesellschaftliche Funktion zu – was so manchen Genießer sicherlich freut. Für andere ist die Herstellung und der Vertrieb von Weinen vor allem ein spannendes Arbeitsumfeld. So auch für die freiberufliche Weinfachberaterin und Sommelière Diana Möbius. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit und ihre ganz persönliche Beziehung zu den edlen Tropfen.
Zunächst einmal, was sind eigentlich die beruflichen Aufgaben eines Sommelier bzw. einer Sommelière? “Vielleicht wäre ‘Genuss-Agentin’ auch eine passende Bezeichnung für die Sommelière von heute”, erklärt Möbius. “Zu meinen täglichen Aufgaben gehört der Einkauf von Weinen, das Qualitätsmanagement und die Zusammenarbeit mit meinen Winzern und Importeuren. Weiterhin verkoste und bewerte ich Wein und erstelle Expertisen. Ich arbeite sehr eng mit der Gastronomie und Hotellerie zusammen, helfe beim Gestalten von Sortimenten und Weinkarten, unterstütze den Service mit Schulungen zum Thema Wein und bin ebenfalls buchbar als ‘Mietsommelière’ auf Zeit.”
Wein und Essen seien Themen, die sie immer neu inspirieren, verrät uns Möbius. Sie sei deshalb auch ständig auf der Suche nach faszinierenden Weinen und Speisen. Woher diese Begeisterung kam, davon weiß sie auch zu erzählen: “Ich wollte eigentlich schon immer Sommelière sein. So richtig entfacht hat sich meine Begeisterung für die Weinwelt aber während meiner Ausbildung zur Restaurantfachfrau, die ich im Restaurant 181 im Münchener Olympiaturm absolvierte. Mein Restaurantleiter Herr Wegscheider hatte damals maßgeblichen Einfluss darauf. Zur bestandenen Prüfung hat er mir den ‘Großen Weinatlas’ und ein Kellnermesser mit meinem Vornamen darauf geschenkt. Nach mehreren Stationen in der Gastronomie wollte ich dann aber einfach mehr über Wein wissen als ein normaler Kellner. Ich begann eine Ausbildung als Sommelière und arbeitete nebenbei in einer Weinbar, die ca. 400 verschiedene Weine führte. Das prägte mich wirklich.”
Es sind vor allem die kleinen und feinen Details, die Diana Möbius am Weinbau und an ihrem Beruf reizt. Ihre Beziehung zu Wein, erzählt sie, begann mit einer “Brunelloaffäre”: “Dieser Wein war so vollkommen in seiner Eleganz”, schwärmt Möbius, als sie an dieses Schlüsselerlebnis zurückdenkt. Später gewann der sächsische Wein ihre Aufmerksamkeit, den sie als “leichtfüßig, aber auch Barock wie das wunderschöne Dresden” beschreibt. Man merkt schon, hier spricht eine echte Genießerin.
“Ich wollte damals unbedingt wissen, wie man so einen Wein macht”, erinnert sich Diana Möbius. “Prinz zur Lippe gab mir schließlich die Möglichkeit, bei einem ‘Jahrgang’ seines flüssigen Goldes mitzuwirken. Ich war begeistert von der Liebe zum Detail in jeder Hinsicht. Die Leute im Weinberg kennen ihre Reben genau und weihten mich in die Kunst der Weinbergsarbeit ein. Die Kellerarbeit war ebenfalls unglaublich, mit welcher Hingabe und Geduld da gearbeitet wird. Für mich ist das wirklich Besondere am Wein die Vielfältigkeit der Rebsorten und Regionen – und letztendlich der Mensch, der Ihn macht.”
Eine gute Sommelière, erklärt Möbius, zeichne sich erstrangig durch ihre gute Nase aus. Ebenso dürfe ein ausgeprägter Qualitätsanspruch, ein tiefgehendes Weinwissen und eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Neuem nicht fehlen. Und, ganz wichtig, Spaß an der Arbeit mit Menschen müsse jede Sommelière mitbringen.
Diana Möbius hat sich entschlossen, freiberuflich zu arbeiten, ihr Wissen und ihre Qualifikationen unterschiedlichen Kunden zur Verfügung zu stellen. Und das auch aus gutem Grund: “Einer der großen Vorteile als freiberufliche Sommelière ist eindeutig die Abwechslung im Alltag. Im Unterschied zur festangestellten Sommelière, die zu großen Teilen im abendlichen Restaurantbetrieb tätig ist, kann ich als freiberufliche Sommelière die Facetten des Jobs voll ausnutzen. Das heißt sowohl die spannende Arbeit im Restaurant direkt am Gast, als auch die Beratung zum privaten Weineinkauf, Neugestaltung von Weinkarten in Bars und Restaurants, moderierte Degustationsmenüs, Messebesuche und das regelmäßige Besuchen der Winzer.”
Ihre Arbeit, sagt Möbius, bestehe also vor allem darin, für Kunden die passenden Weine herauszusuchen und zu beschaffen, evtl. neue Konzepte mit einzubeziehen, wie z.B. regionale Produkte oder Gläserlinien, und das Personal auf die Weine zu schulen. Letztlich überwache sie den Weinverkauf und gebe Hilfestellung im täglichen Geschäft.
Passende Weine zu finden und auf neue Konzepte zurückzugreifen sei auch insofern relevant, weil sich der Weinmarkt in den vergangenen Jahren sehr verändert habe, weiß Möbius zu berichten. “In Zeiten, in denen Supermärkte billige Massenweine verkaufen, starten viele Winzer eine Gegeninitiative, die auf Qualität basiert. Ökologischer und nachhaltiger Weinbau sind absolut im Vormarsch. Auch die faire Bezahlung der Mitarbeiter im Weinbau ist für mich ein wichtiger Aspekt. Das heißt nicht, dass Wein teuer sein muss, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen. Gott sei Dank geht der Trend weiter zu echter Qualität, vor allem bei jungen Käufern.”
Und was rät Diana Möbius anderen, die auch den Weg des Sommelier bzw. der Sommelière einschlagen wollen?
“Die Arbeit als Sommelier ist wunderbar. Ein schöneres Produkt zum Verkauf kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Wichtig ist eine gute Ausbildung zu haben, Verkostungserfahrung und viel praktische Einsicht beim Winzer.”
Link: Freelance.de Profil von Diana Möbius
Bilder: Diana Möbius