Sagen Sie, können Sie spontan etwas mit dem Begriff Mathematikdienstleister anfangen? Ich konnte es jedenfalls nicht. Als ich auf das Profil von Dr. Kurt Allinger auf unserer Plattform gestoßen war, kam ich ins Grübeln: Was macht denn eigentlich ein Mathematikdienstleister? Und für wen macht er das, was er macht?
Um das herauszufinden, habe ich Herrn Allinger kontaktiert und mal nachgehakt. Ich begann das Interview mit einer bewusst provokanten Formulierung: Dienstleistung ist doch ganz oft ein kreativer Prozess, in dem individuelle Lösungen für individuelle Probleme gefunden werden müssen. Mathematik hingegen scheint etwas völlig Starres zu sein, ein Komplex aus irgendwelchen Formeln und Gesetzen. Wie, bitte schön, passen also Mathematik und Dienstleistung zusammen?
“Mathematik ist ein Instrument der Kreativität”
“Auch Musik ist ein Komplex aus festgelegten Harmonien, aus Tonleitern und rhythmischen Strukturen. Würden Sie einen Musikvirtuosen fragen, wo da Kreativität ins Spiel kommt?” Hm… Eins zu Null für Allinger.
Er fuhr fort: “Mathematik und Logik sind Instrumente der Innovation und Kreativität. Ebenso wie Musik, Tanz oder Sprache wurden sie über Jahrtausende weiterentwickelt. Die bestehenden Techniken wurden verfeinert, Neues wurde entdeckt. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass ausgerechnet Mathematik auf den Status Quo eingefroren sein sollte und nichts Kreatives an sich habe. In der Erforschung von Strukturen und in der Formulierung wertvoller Definitionen liegt gerade die Kreativität eines Mathematikers. Hier entstehen Innovationen.”
Okay, das klingt durchaus plausibel. Aber wie sieht nun die Arbeit eines Mathematikdienstleisters genau aus?
“In meiner Arbeit geht es darum, mit einer Fülle mathematischer Instrumente beim Kunden das richtige Lösungsverfahren zu einer konkret gestellten Aufgabe zu identifizieren und umzusetzen”, so Allinger. “Nehmen wir zum Beispiel einen Geldautomaten. Das Geld, das dort drin steckt, gehört nicht der Bank selbst. Sie leiht es sich von der Bundesbank und zahlt dafür Zinsen. Sie können sich vorstellen, dass es im Interesse der Bank ist, ihre Automaten nicht ständig randvoll zu haben, also nicht zu viel Geld anzuleihen. Auf der anderen Seite darf das Geld in den Automaten natürlich nicht ausgehen, sonst hagelt es Beschwerden der Bankkunden. Es muss also berechnet werden, welche Automaten wie oft und mit wieviel Geld aufgefüllt werden müssen, damit der Geldfluss für alle beteiligten Parteien rund läuft. Hier kann Mathematik für Klarheit sorgen.”
Bei solchen mathematischen Berechnungen müssen die unterschiedlichsten Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Wird zum Beispiel ein Wohnhaus oder ein Bürogebäude abgerissen, verändert sich auch das Verhalten der Geldautomaten, die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Es kommen weniger Leute, die Geld abheben wollen. Der Bargeldbedarf sinkt. Die Folge: Die Bank hat sich unter Umständen zu viel Geld geliehen, ihre Zinslast ist zu hoch, ihr Umsatz sinkt. Auch solche Faktoren fließen in die Berechnung ein.
“Für jeden Topf den passenden Deckel finden”
Ein Mathematikdienstleister beurteilt also zunächst, welche mathematischen Verfahren am besten geeignet sind, um ein gegebenes Problem zu bearbeiten. Ist eine Auswahl getroffen, wird eine für den Kunden möglichst ideale Lösung errechnet. Sollte es nötig sein, werden die eingesetzten Verfahren und Modelle modifiziert und an die vorliegende Problemstellung individuell angepasst. “Man kann auch ganz schlicht sagen, die Kunst besteht darin, für jeden Topf einen passenden Deckel zu finden”, so Allinger.
Die Arbeit eines Mathematikdienstleisters findet nicht irgendwo im stillen Kämmerlein statt, sondern im engen Kontakt mit den jeweiligen Projekt- und Bereichsleitern, Entwicklern und Technikern. So wird sichergestellt, dass tatsächlich alle relevanten Faktoren in den Lösungsweg einfließen.
Um eine wirklich effektive, mathematikgestützte Dienstleistung anbieten zu können, ist eine fundierte akademische Ausbildung und eine umfassende berufliche Erfahrung sowohl in der Wissenschaft als auch in Unternehmen unumgänglich. Dadurch, so Allinger, könne man sich als eine hochqualifizierte Fachkraft positionieren, die in der Lage ist, Probleme auch tatsächlich zu lösen: “Oft kommt man erst zu einem sehr späten Zeitpunkt in Projekte, die vorher nach mehreren Versuchen schon fast aufgegeben waren, und kann diese mit dem besonderen Vorgehen als Mathematikdienstleister doch noch erfolgreich abschließen.”
Deshalb hat Kurt Allinger auch den Begriff “Mathematikdienstleistung” für sich geprägt. Damit unterstreicht er sowohl den methodischen Fokus als auch den interdisziplinär ausgerichteten, fachlichen Hintergrund seiner Arbeit. Zudem hat der Begriff auch einen ganz praktischen Nutzen für ihn: “Damit baue ich bei den Ansprechpartnern in den Unternehmen eventuell vorhandene Berührungsängste ab. Viele haben noch aus ihrer Schulzeit eine gewisse Scheu vor Mathematik. Scheu vor einer Dienstleistung ist dagegen nicht zu erwarten.”
Dr. Kurt Allinger ist derzeit für Projektangebote verfügbar. Ausführliche Informationen über seine Qualifikationen und Projekte finden Sie in seinem Freelance.de Profil.
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