Wer als Freelancer arbeitet, weiß: Das Netzwerk spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, ob die Selbstständigkeit von Erfolg gekrönt ist – oder eben nicht. Denn viele Freelancer generieren ihre Aufträge nicht über kostspielige Werbung, sondern über ihr Netzwerk. Doch wie kann es gelingen, ein gutes Netzwerk aufzubauen? Die Antwort lautet: Mit Zeit und Geduld. Das große Problem dabei ist, dass man zu Beginn einer Selbstständigkeit meist besonders viel vom einen und besonders wenig vom anderen hat. Denn wer sich gerade erst selbstständig gemacht hat, ist oft darum bemüht, möglichst schnell das erste Geld zu verdienen – da hält sich die Geduld in Grenzen.
Corona macht Netzwerken schwer – aber nicht unmöglich
Was derzeit erschwerend hinzu kommt, ist die Corona-Pandemie. Denn die macht das Netzwerken nicht unbedingt einfacher. So fällt der persönliche Kontaktaufbau bei Messen, Workshops oder zufälligen Treffen mit Bekannten weg. Doch wie kann es auch in Zeiten von Corona gelingen, sich ein Netzwerk aufzubauen oder ein bestehendes Netzwerk auszubauen? Im Folgenden habe ich Ihnen die wichtigsten Tipps zusammengestellt, wie Sie ein Netzwerk aufbauen und halten.
1. Nutzen Sie Ihr bestehendes Netzwerk
Wenn es um den Aufbau eines beruflichen Netzwerks geht, vergessen viele, dass Sie bereits über ein privates Netzwerk verfügen. Und dieses zu aktivieren ist deutlich einfacher, als neue Kontakte zu akquirieren.
Die Reaktivierung alter Kontakte und der Aufbau neuer Kontakte sind wichtige Schritte des Networkens und erfordern viel Feingefühl. Denn hier kann man viel falsch machen und Leute schnell verprellen. Das Wichtigste daher: Bleiben Sie authentisch – und gehen Sie nur so auf neue Leute zu, wie es sich für Sie gut anfühlt.
Jeder kommuniziert anders – das gilt auch für das Netzwerken
Für den kommunikativen Typ, der Menschen im persönlichen Gespräch überzeugen kann, heißt das: Greifen Sie zum Telefon. Und bringen Sie die Information, dass Sie als Freelancer arbeiten unter die Leute. Und das kann jeder sein, bei dem Sie sich vorstellen könnten, dass er oder sie aus beruflicher Sicht von Nutzen für Sie sein kann. Melden Sie sich zum Beispiel bei alten Schul- oder Studienfreund_innen, die in einem ähnlichen Bereich tätig sind, wie Sie. Oder bei ehemaligen Arbeitskolleg_innen. Oder bei Bekannten, von denen Sie wissen, dass diese in Betrieben arbeiten, die in Ihrer Branche tätig sind. Oder, oder, oder.
Sind Sie allerdings eher der introvertierte Typ, der andere mit gut formulierten E-Mails überzeugen kann, heißt das für Sie: Netzwerken Sie online – zum Beispiel bei Xing, LinkedIn oder Facebook sowie per E-Mail. Das Vorgehen ist das gleiche wie per Telefon – wählen Sie aus Ihrem privaten Netzwerk Menschen aus, die einen „beruflichen Wert“ für Sie haben und kontaktieren Sie diese bzw. nehmen sie diese in Ihr Online-Netzwerk auf.
Netzwerken sollte nicht mit verkaufen verwechselt werden.
Egal, ob Sie der kommunikative oder der introvertierte Typ sind: Bei der Reaktivierung alter Kontakte geht es darum, zu netzwerken und nebenbei die Information Ihrer Selbstständigkeit einfließen zu lassen – nicht darum, die eigene Dienstleistung zu verkaufen. Entscheidend ist, dass die andere Person ein ehrliches Interesse spürt – und das kann auf viele Arten gelingen: Gratulieren Sie anderen zum Beispiel zum Geburtstag, erkundigen Sie sich nach deren Befinden oder bitten sie diese um Rat bezüglich einer Fachfrage.
Dabei ist die letzte Option übrigens häufig die eleganteste: Denn Sie schmeicheln nicht nur Ihrem Gegenüber damit, dass Sie diese_n als Expert_in um Rat fragen. Sie demonstrieren durch Ihre „Wissbegierde“ auch Ihre Professionalität.
2. Bauen Sie neue Kontakte auf
Auch hier gilt: Wählen Sie eine Art der Kontaktaufnahme, die Ihnen entspricht. Einzig der Inhalt der Kontaktanfrage gestaltet sich bei der Neuakquise von Kontakten anders, denn hier geht es deutlich offensiver zu.
Machen Sie sich also auf die Suche nach potenziellen Kund_innen und konkreten Ansprechpartner_innen. Das funktioniert am besten im Internet – und zwar auf Firmenwebsites und in Online-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn. Haben Sie einzelne Personen identifiziert, so kontaktieren Sie diese mit einem Vorschlag zur Zusammenarbeit. Wichtig hierbei: Informieren Sie sich genau, welche Art der Kontaktaufnahme datenschutzkonform ist.
Seien Sie bei der Kontaktaufnahme freundlich im Ton und äußern Sie klares Interesse an der Zusammenarbeit. Versuchen Sie nicht, Ihre Dienstleistungen um jeden Preis zu verkaufen – sondern versuchen Sie, die Bedürfnisse des Gegenübers kennenzulernen und Lösungen anzubieten.
3. Pflegen Sie Ihre Kontakte
Genauso wichtig wie der Aufbau eines Netzwerks ist dessen Pflege. Denn je länger eine Beziehung gepflegt wird, desto mehr wächst das Vertrauen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass es bei manchen Kontakten erst nach ein paar Jahren zu einem Auftrag kommt.
Doch wie pflegt man eigentlich Kontakte? Ganz einfach: Genauso wie im Privatleben. Sie sehen bei LinkedIn, dass einer Ihrer Kontakte befördert wurde? Dann gratulieren Sie ihm. Sie stolpern über einen Artikel, von dem Sie wissen, dass er einen Ihrer Kontakte interessiert? Dann versenden Sie diesen mit einem kurzen Gruß als E-Mail.
Und wenn Sie die Kontaktpflege ganz professionell machen möchten: Lassen Sie einen Newsletter schreiben, der halbjährlich erscheint. Oder schreiben Sie selbst einen. Sie sehen: Netzwerken ist komplex und mit einigem zeitlichen Aufwand verbunden. Doch die genannten Tipps funktionieren – sogar in Corona Zeiten. Probieren Sie es aus!
Hallo Herr Engel,
vielen Dank für Ihre hilfreichen Tipps. Durch die Pandemie ist das Aufbauen von Netzwerken um einiges schwieriger geworden, aber gerade in dieser Zeit unheimlich wichtig. Vor allem neue Kontakte aufzubauen und diese zu halten fällt schwer. Eine spannende Regel zum Netzwerken ist die 70-20-10-Regel, hilfreiche Informationen dazu habe ich hier gefunden: https://www.betriebsrat.de/rhetorik-und-kommunikation/netzwerken/netzwerken-wie-ein-profi.html. Vielleicht für Sie ja auch interessant.
Mit freundlichen Grüßen
Louis Aarends
Hallo Herr Aarends,
ein spannender Artikel – die 70-20-10-Regel war mir tatsächlich nicht bekannt. Danke dafür!
Gregor Engel