Wir schauen uns regelmäßig an, wer denn so bei Freelance.de angemeldet ist. Uns interessiert zum Beispiel, wie Freiberufler ihre Profile gestalten, wie sie sich präsentieren. Dabei ist mir vor einiger Zeit das Profil von Birgitta Loehr aufgefallen, das überschrieben ist mit den Worten “Kommunikation für Wirtschaft und Kultur”. In ihrer Profilbeschreibung verwendet sie gerne das Wort “nachhaltig”. Auch das ist mir aufgefallen. Sie biete “Nachhaltige Kommunikation für Unternehmen, Organisationen und Selbständige”, schreibt sie. Da wollte ich mal einhaken, denn was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit in der Kommunikation?
Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen
Nachhaltigkeit ist für meine Begriffe nämlich ein mächtiges Wort. Alle fordern sie – im Umweltschutz, zum Beispiel, oder im wirtschaftlichen Handeln. Wie kommt es, dass Nachhaltigkeit heute so bedeutungsvoll ist? Was ist in der Vergangenheit schief gelaufen, dass die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit so omnipräsent ist? Birgitta Loehr hat darauf ihre ganz eigene Antwort gefunden: “Die ganzen Krisen der vergangenen Jahre, egal ob in der Politik, in der Finanzwelt, im Lebensmittelbereich, im Sozialen etc., haben die Menschen sensibilisiert und wachgerüttelt. Vielen ist klar geworden, dass es ein ständiges Immer-weiter nicht mehr geben kann. Aber auch, dass eine neue Qualität entstehen kann – durch den Nachhaltigkeitsgedanken, durch das eigene Innehalten.”
Dieser Wandel habe auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie kommuniziert wird und werden muss. Kommunikation ist Loehrs Spezialgebiet. Sie hat 20 Jahre Berufserfahrung als Journalistin und Öffentlichkeitsarbeiterin gesammelt und weiß wovon sie spricht. Gerade in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden, die ja bis vor wenigen Jahren noch eine durch und durch einseitige war – vom Unternehmen zum Kunden, aber kaum in die andere Richtung – sei vieles falsch gelaufen.
“Der Kunde wurde nie wirklich ernst genommen und respektiert”, resümiert Loehr. “Es wurde versucht, ihm einfach etwas zu verkaufen. Oder man hat ihm nur ein Mindestmaß an Informationen zur Verfügung gestellt – nur das, was man sagen wollte und was zum eigenen Vorteil war.”
Wirtschaft und Kultur schließen sich einander nicht aus
Mittlerweile hat sich das Blatt aber gewendet. Technologische Entwicklungen haben dem Einzelnen mehr kommunikative Macht verliehen. Durch Social Media haben Verbraucher Möglichkeiten an der Hand, ihren Unmut öffentlich zu äußern und dabei auch gehört zu werden. “Dies ist eine ganz klare Aufforderung an Unternehmen, mehr und besser zu informieren, ihre Themen in größere Zusammenhänge einzubetten, um sie verständlicher zu machen”, ermahnt Loehr. “Heute ist es für jedes Unternehmen wichtig zu zeigen, wo das eigene gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Engagement liegt, wo es seine Verantwortung sieht und auch übernehmen will.”
Auf genau diese Aspekte legt Birgitta Loehr großen Wert. In ihrem Studium der Kulturanthropologie, Kunstgeschichte und Buchwissenschaften lernte sie, über den Tellerrand zu blicken und interdisziplinär zu arbeiten. Wenn etwas vermeintlich gegensätzlich erscheint, nimmt sie das nicht einfach hin. Vielmehr lässt sie sich davon inspirieren, analysiert und strukturiert, und versucht dann Ähnlichkeiten zu erkennen wo es auf den ersten Blick kaum welche zu geben scheint.
Das spiegelt sich auch in ihrer Arbeit wieder. Loehr sieht den kulturellen und wirtschaftlichen Sektor nicht als Gegensätze an, sondern setzt sich dafür ein, beide zusammenzubringen. “Meine Überzeugung ist die, dass beide voneinander lernen und profitieren können. In der Wirtschaft ist dies ja auch schon länger zu sehen. Im kulturellen Sektor ist es noch ein wenig holprig. Hier werden oft vorgegebene Strukturen, wie sie in der Wirtschaft existieren, entweder abgelehnt, oder sie können nicht abstrahiert und dann für den eigenen Bereich neu definiert werden. Oder aber sie sind völlig unbekannt.”
Nachhaltigkeit als gemeinsame Grundlage
Eine ablehnende Haltung gegenüber festen Strukturen und Prozessen habe häufig mit dem Gefühl zu tun, dadurch eingeengt zu werden und die künstlerische Freiheit nicht voll leben zu können, stellt Loehr fest. Im kulturellen Bereich gebe es viele gute Projekte mit einer klaren Idee und einem konkreten Anliegen, aber der Transfer zur Zielgruppe komme nicht selten zu kurz. Gerade an diesem Punkt setzt Birgitta Loehr an.
Und gerade hier kommt auch Nachhaltigkeit ins Spiel. Denn eine Nähe zwischen kulturellem und wirtschaftlichem Bereich, ein Miteinander statt eines Gegeneinander, ist für den Erfolg kultureller Projekte, für ihre öffentliche Wahrnehmung und ihr Nachwirken in der Gesellschaft, ganz entscheidend.
Marketing und Kommunikation, ist Loehr überzeugt, müssen jedoch so in den kulturellen Bereich transferiert werden, dass sie von den Kunstschaffenden auch akzeptiert werden. Der Nachhaltigkeitsbegriff wirkt hier wie ein Bindeglied zwischen beiden Welten. Er ist der gemeinsame Grund, auf dem heute beide Seiten ihre Projekte und Unternehmungen realisieren können. Und er ist für Birgitta Loehr auch der Schlüssel zu einem besseren Verständnis, warum beide Seiten einander brauchen und sich annähern sollten. Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, sprechen wir von gemeinsamen Werten, die von allen verstanden werden. Von Ehrlichkeit, Transparenz, Respekt. Und wir sprechen auch von Corporate Social Responsibility, für deren Notwendigkeit heute bereits ein ausgeprägtes Bewusstsein da ist. Vor allem sie kann es nur geben, wenn Kultur und Wirtschaft zusammenspielen. Eben dafür setzt sich Birgitta Loehr ein.
Link: Freelance.de Profil von Birgitta Loehr