Themenwoche: Freelancer und Kinderbetreuung
Eltern tragen die finanziellen Risiken einer Freiberuflichkeit nicht mehr so einfach wie Kinderlose. Auch wer schon lange auf dem Markt unterwegs ist und gut verdient: Die Lebenshaltungskosten einer Familie übersteigen die eines Einzelnen deutlich. Schwierige Zeiten überbrücken zu müssen, kann da schlaflose Nächte bereiten.
Alles eine Frage der Einstellung, meinen zwei der Freiberufler-Mütter, mit denen wir gesprochen haben. Gudrun Wegener sieht sich nicht im Nachteil gegenüber Angestellten, sondern wendet einen finanziellen Trick an: „Ich bin schon früh dazu übergegangen, mir selbst ein monatliches „Gehalt“ zu zahlen. Außerdem weiß ich als Selbstständige doch genau, wie es um meine Finanzen steht und kann rechtzeitig etwas unternehmen. Als Angestellte kann man von jetzt auf gleich gekündigt werden, dann hat man gar nichts mehr und auch keine Möglichkeit die Situation zu beeinflussen.“
Ähnlich fordert auch Béa Beste, Unternehmerin und Bloggerin, die Freiberufler auf, ihre Finanzen aktiv in die Hand zu nehmen und keine Energie auf Sorgen und Grübeln zu verschwenden: „Es gibt Menschen, die optimistisch Lösungen finden, wenn ihnen das Wasser bis zum Halse steht, weil die denken, irgendwas fällt mir immer noch ein. Und es gibt Menschen, die sogar mit einem sicheren Job Angst schieben, dass sie den nicht packen und sie auf der Straße stehen.“ Und sie fügt lachend hinzu: „Ich gehöre zu den Ersteren. Ich habe immer eine Lösung gefunden.“
Damit das leichter fällt, gibt es ein paar Grundregeln, mit denen Freiberufler leichter fahren. Dr. Britta Beate Schön, Autorin zu den Themen Recht und Steuern beim gemeinnützigen OnlineVerbrauchermagazin Finanztip.de aus der FinanztipRedaktion empfiehlt Eltern neben einer Privathaftpflichtversicherung für Familien auch eine gewerbliche Haftpflicht- oder eine Vermögensschadenshaftpflichtversicherung für beratende Berufe.
Im Hinblick auf Krankenversicherungen rät sie Freiberuflern, eine längerfristige Arbeitsunfähigkeit abzusichern: „Freiberufler, die freiwillig gesetzlich versichert sind, bekommen grundsätzlich kein Krankengeld. Sie sollten aber auch für den Fall, dass sie länger als 43 Tage krank sind, eine Absicherung haben. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten dazu besondere Tarife an. Auch über eine private Krankentagegeld-Versicherung können Freiberufler individuell vereinbaren, ab wann und in welcher Höhe sie Leistungen bei Arbeitsunfähigkeit erhalten.“ Geht die Arbeitsunfähigkeit über noch längere Zeiträume, sollten sich Freiberufler mit Kindern besondere Gedanken machen: „Eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine alternative Absicherung der Arbeitskraft durch eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist wichtig – gerade wenn Kinder da sind. Sind sie Allein- oder Hauptverdiener, ist eine Risikolebensversicherung ebenfalls sinnvoll, um ihre Familie abzusichern.“
Für Fälle, in denen die Versicherungen nicht greifen, wie ausbleibende Aufträge oder eine schlechte Zahlungsmoral der Auftraggeber, können Freiberufler vorsorgen. Dr. Britta Beate Schön rät hier zu liquiden Rücklagen in Höhe eines halben Jahreseinkommens. Und sie ergänzt: „Legen Sie das Geld am besten auf ein Tagesgeldkonto – damit sind Sie flexibel. Wir empfehlen daneben eine flexible, langfristige Altersvorsorge mit Aktien-Indexfonds (ETFs). Das geht über einen Sparplan oder über eine Netto-Rentenversicherung. Bei beiden Methoden können Sie jederzeit Kapital entnehmen und die Beiträge senken oder steigern. Eine Rüruprente ist nur in Ausnahmefällen zu empfehlen. Die ist teuer und relativ unflexibel.“
Unsere Themenwoche im Überblick:
• Montag: Freiberufler-Eltern: Der Spagat zwischen Kindern und Kunden
• Dienstag: Erfahrungen machen: Familien im Abenteuer Freiberuflichkeit
• Mittwoch: Das ElterngeldPlus: Eine Starthilfe ins Elterndasein für Freiberufler
• Donnerstag: Monatsmiete, Rücklagen und schlaflose Nächte: Finanztipps
• Freitag: Mit Tablet am Kinderbett und Fußballfeld: Einblicke und Tipps
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