React JS zählt seit Monaten zu den Top 10 der gesuchten Skills auf freelance.de. Wir sind diesem Trend nachgegangen und haben das Gespräch mit einem React Experten gesucht. Unser Experte hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Realisierung von Webprojekten und Datenbank-Programmierung.
Herr Pruzina, Sie sind seit einigen Jahren selbständig in diversen Projekten mit einem Schwerpunkt im React JS tätig. Warum haben Sie sich für diesen Schwerpunkt entschieden?
Als mein erstes React-Projekt startete, war es eine Vorgabe des Kunden, da hier bereits allererste Erfahrungen gemacht wurden. Für mich war es der Sprung von der serverbasierten Entwicklung mit aktiven Serverpages hin zu modernen clientbasierten Webanwendungen. Nach dem Besuch von Fachveranstaltungen, Studium von Internetseiten und Gesprächen mit KollegInnen war auch mir klar, dass der Ansatz der hohen Widerverwendbarkeit uns allen helfen wird, sehr schnell zu Lösungen zukommen. Angular wurde damals vom Kunden als zu komplex und nicht modular genug eingeschätzt, mir selbst fehlt hier der Erfahrungswert. Da die Anwendungen immer komplexer werden, ist eine Trennung von Frontend, Logik und Daten nahezu unumgänglich, davon bin sogar ich als „alter“ Serverprogrammierer überzeugt. Durch verteilte Systeme können nun viele Entwicklergruppen an einem großen Projekt arbeiten.
Was ist das Besondere an React JS ist und in welchen Bereichen wird diese Softwarebibliothek eingesetzt?
Das besondere an React ist aus meiner Sicht die Möglichkeit, ein Projekt in sehr kleine Komponenten zu zerlegen, die eigenständig z.B. auf Datenänderung reagieren und sich neu rendern, ohne dabei den Rest der SPA zu beeinflussen. Man schafft sozusagen die Rahmenbedingungen und wenn geänderte Daten ankommen, reagiert React. Das macht die Seiten wirklich schnell. Die Mischung von JavaScript, CSS und HTML in der react-eigenen Sprache JSX ist anfangs gewöhnungsbedürftig, stellt aber sicher eine Innovation dar. Bei größeren Anwendungen muss man allerdings sehr genau auf eine vorher gut durchdachte Ordnerstruktur achten, um nicht irgendwann den Überblick über die tausenden „Einzelteile“ zu verlieren. Wenn man es geschickt anstellt, erschafft man immer mehr wiederverwendbare Komponenten und wird im Laufe des Projektes schneller. Aufgrund der Popularität von React gibt es unzählige Bibliotheken die man einbinden und verwenden kann.
Ich verwende React für die Realisierung eines sehr großen internen Portals, welches nicht nur Informationen sondern auch sehr viele Betriebsapplikationen des Kunden unter einer einheitlichen Oberfläche beheimaten soll. Die Kommunikation mit der Microsoft SQL-Datenbank erfolgt über REST-API-Schnittstellen, die mit .NET-Core von Kollegen erstellt werden. Viele gemeinsame Daten werden im Redux-Store global zur Verfügung gestellt. Andere Anwendungsgebiete sind eine Veranstaltungsverwaltung und ein Online-Shop.
Wie schätzen Sie die Zukunft für den Skill React ein? Ist es zukünftig möglichen Herausforderungen gewachsen?
Für die Beantwortung dieser Frage würde ich jetzt eine Kristallkugel benötigen, um in die Zukunft blicken zu können. Fast schon im Jahrestakt erscheinen neue Ansätze und Lösungen für die Erstellung von Single-Page-Applikationen. Ich bin schon davon überzeugt, dass React gemeinsam mit Angular noch einige Jahre dominieren wird, zumal hier Facebook und Google sowie große Unternehmen als Nutzer hinter der Entwicklung stehen. Auch für „Vue“ sehe ich gute Chancen. Mit Spannung erwarte ich aber auch neue Features in JavaScript, die hoffentlich so innovativ sein werden wie „Arrow Functions“, „Promises“ oder „Destructing“.
Wir alle erleben gerade eine Ausnahmesituation, die zuvor noch nie so bestand und auch für Freelancer viele Veränderungen mit sich bringt.Wie kommen Sie aktuell mit dieser Situation zurecht, finden Sie entsprechende Aufträge? War Remote-Arbeit für Sie vorher schon so üblich?
Wenn ich im Februar 2020 gewusst hätte, dass es zu Reiseverboten, „Lockdowns“ und massiven Einschränkungen auch in meiner Branche kommen würde, hätte ich nicht bei einem Großkunden gekündigt, um frei für neue interessante Projekte zu sein. Wahrlich der falsche Zeitpunkt. Denn viele tolle Projekte im Ausland blieben unerreichbar, in Österreich werden wenig Freelancer gesucht. Meine Schulungstätigkeit fiel zu 100% aus, da das Institut bis Ende August geschlossen wurde.
Mit der Remote-Arbeit hatte ich absolut kein Problem, da dies 80% meiner bisherigen Tätigkeit ausmachte. Trotzdem fehlten mir die Fahrten nach Wien und der persönliche Umgang mit meinen Kunden und Schulungsteilnehmern.
Ich nutzte speziell die Monate März und April, um mit Videokursen von „Udemy“ die Backend-Entwicklung mit Node JS / Express / MongoDB zu erlernen, um meinen Wert für die Bewerbungen zu steigern. Nächste Woche habe ich zwei Jobinterviews und ich bin hier guter Hoffnung, wieder – befristet auf ein Jahr – in ein herausforderndes Projekt integriert zu werden.
Für die IT-Branche an sich sehe ich persönlich keine schlechten Zukunftsaussichten, da die Pandemie sehr viel für die Digitalisierung getan hat. Jedenfalls zwingt mich Corona dazu, völlig neue Dinge zu machen, und das ist auch gut so. Auch einer Mischung aus Freelancer-Arbeit und Festanstellung bin ich nun nicht mehr so abgeneigt. Finanziell gibt es natürlich einbußen, aber zum Glück habe ich noch Wartungsarbeiten zu verrichten, die mein Auskommen sichern. Und man lernt auch sparen und demütig sein.
Vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten und den positiven Ausblick für die Branche, Herr Pruzina! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren Projekten und vor allem einen guten Start jetzt nach dem ‘Lockdown’.
Hier geht es zum Profil des Experten Peter Pruzina.