Perl ist eine plattformunabhängige Programmiersprache, welche erstmals 1978 erschien. Sie wird häufig bei Webanwendungen zur Hilfe gezogen. Doch was macht die Programmiersprache so besonders? Wie kann Ihr Unternehmen von ihr profitieren? Diese und weitere Fragen haben wir einem unserer Freelancer, Herrn Ralf Eiteljörge, gestellt und eine ausführliche Antwort dazu erhalten:
Herr Eiteljörge, Sie sind seit einigen Jahren schon mit der Programmiersprache Perl vertraut. Wie kamen Sie dazu bzw. warum haben Sie sich dafür entschieden?
1997 war ich im Bereich Support von AIX-Server tätig. Wir mussten immer wieder Daten patchen. Die angesagten Tools waren damals Kornshell, sed und awk. Wir haben festgestellt, dass auf allen unserer Server „Perl“ installiert war. Hiermit war diese Aufgabe deutlich einfacher zu lösen. Innerhalb einer halben Stunde wurde ein Perl-Skript geschrieben, kurz getestet und dann wurde der Patch ausgeführt.
Danach habe ich „Perl“ für Monitoring, WatchDog, Migration, Wartung, Import/Export und CGI entdeckt und benutzt.
Im Laufe meines Berufsleben habe ich diverse Großprojekte mit dieser Programmiersprache realisiert. Man würde sie heute wahrscheinlich als „Middleware“ bezeichnen. Die Themen waren Anbindungen an Banken, Schufa, E-Mail, Dienstleister, Adresskorrektursysteme, Dubletten, Datenkonsistenz und Monitoring. Ein paar CGI-Skripte für die optische Analyse des Status im Web des Intranets waren meistens auch dabei.
Anspruchsvolle Projekte finden und erfolgreich selbstständig arbeiten.
Was ist das Besondere an der Programmiersprache Perl?
Die Stärke ist auch gleichzeitig die Schwäche. Der Pragmatismus.
Perl erlaubt Programmierstile, die wenig strukturiert und die, wie ich finde, unprofessionell sind. Ich habe im Laufe meines Lebens diverse Programmiersprachen kennengelernt. Keiner dieser Sprachen war so gutmütig wie Perl. In keiner dieser Sprachen konnte man die Probleme so schnell lösen wie in Perl. Ich habe auch in keiner anderen Sprache so viele schwer interpretierbaren Quellcode gefunden wie in Perl.
Einer meiner ehemaligen Projektleiter sagte einmal im Scherz „Perl-Skripte sind wie Medikamente, sie haben Nebenwirkungen“. Gott sei dank gibt es die Schalter „strict“ und „warning“ und man kann auch gut strukturierte und lesbare Programme schreiben.
Ich hab im Laufe der Zeit aber auch viele gute und sehr stabile Perl-Projekte gesehen. Es fordert von dem Programmierer viel Disziplin. Nicht umsonst war das Buch „Perl Best Practices“ bei einigen Programmierern beliebt.
Die Stärke von Perl ist…
- die hohe Integration in der Linux- und Unix-Welt (Standardbibliotheken decken eigentlich die meisten Themen ab).
- die gute Erweiterbarkeit (CPAN liefert kostenlos für fast alle Themen eine gute Lösung)
- eine gute C-Schnittstelle
- die hohe Performance
- die schnelle Realisierbarkeit von Projekten
Wie schätzen Sie die Zukunft für Perl ein? Ist die Programmiersprache den aktuellen Herausforderungen gewachsen?
Dies ist meine persönliche Einschätzung. Ich glaube, dass mittelfristig Perl von Phyton3 abgelöst wird.
Sie wird wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal wie Cobol ereilen. Perl ist in der Serverwelt noch sehr stark vertreten und die Projekte funktionieren richtig gut. Diese Projekte müssen gewartet, ergänzt und angepasst werden. Die wirklich erfahrenen Perl-Programmierer werden immer weniger (ich bin jetzt auch schon 63 Jahre alt). Aber der Bedarf an guten Perl-Programmierern wird noch einige Jahre bestehen bleiben. Dazu kommt, dass man inzwischen mit Bash 4.0 einige typische Perl-Aufgaben lösen kann.
Die Frage, ob die Programmiersprache den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist, würde ich mit „Ja“ beantworten. Abgesehen von den „reguläre Ausdrücke“ macht Phyton3 inzwischen einen ähnlich guten und teilweise sogar besseren Job. Python fordert vom Programmierer Disziplin und das ist auch gut so.
Für mich war Perl unter den Programmiersprachen die erste Wahl. Ich konnte mit Perl im Serverumfeld schnell und effektiv komplexe Aufgaben erledigen.
Vielen Dank für Ihre interessanten Antworten und die tolle Einschätzung Herr Eiteljörge! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihren Projekten.
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