Kennen Sie diese Situation? Sie werden für eine Leistung im Projekt gelobt oder Ihnen wird ein großer Erfolg im Unternehmen zugesprochen – dabei hatten Sie doch einfach nur Glück? Schuld daran ist oft das sogenannte Hochstapler-Syndrom. Das hat es damit auf sich:
Glück oder Zufall: Das steckt hinter dem Hochstapler-Syndrom
Wer unter dem Hochstapler-Syndrom (auch: Impostor-Syndrom) leidet, der führt seine Erfolge nicht auf eigene Leistungen und Können zurück, sondern schreibt sie externen Faktoren zu: „Ich hatte einfach nur Glück“, „Es war Zufall, dass das so gut geklappt hat“ oder „Der/ die PrüferIn/ Vorgesetzte war einfach nur nett“ sind dabei typische Gedanken. Die Ursachenattribution ist also fehlgeleitet. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten sind die Folge. Man hält sich für eine Art Hochstapler, obwohl man keiner ist und hat dauernd Angst, aufzufliegen. Dass irgendwann jemand merkt, dass man eigentlich gar nicht so gut ist, wie alle denken. Daraus resultiert oftmals die Angst vor Situationen, in denen die vermeintliche Scharade auffliegen kann, wie zum Beispiel Prüfungen, Vorträge oder Gespräche mit den Vorgesetzten.
Wer ist betroffen?
Auch wenn es widersinnig klingen mag: Vom Hochstapler-Syndrom sind häufig Experten betroffen, also auch viele Freelancer, die ja Fachleute in ihrem Gebiet sind. Das liegt daran, dass Sie viel Zeit und Energie in diesen Expertenstatus investiert haben und Ihnen Ihre Arbeit dadurch und durch Ihre gesammelte Erfahrung oft leichter fällt. Das führt dann dazu, dass man die eigentliche Komplexität hinter dieser Arbeit unterschätzt – quasi vergisst. Schließlich scheint es Ihnen ja nicht so schwer zu fallen, dann kann es auch keine besondere Leistung sein, richtig? Falsch! Denn weder ist Ihre Arbeit simpel noch Ihre Leistung selbstverständlich. Doch bei Freelancern kommt teilweise noch erschwerend hinzu, dass oft das Feedback von außen fehlt. Bewertet wird meist nur das Endprodukt, die dazwischenliegende Arbeit nimmt oft keiner so richtig wahr. Das verstärkt die Selbstzweifel, weil der eigentliche Aufwand zu wenig gewürdigt wird. Außerdem haben Studien ergeben, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer, weil sie dazu tendieren, Ihre Fähigkeiten eher zu unterschätzen.
So können Sie dem Teufelskreis entkommen
In vielen Fällen wirken Selbstzweifel bis zu einem gewissen Grad wie ein Ansporn und motivieren zu noch besseren Leistungen. Und auch ein Stückchen Demut hat noch niemandem geschadet. Das tatsächliche Hochstapler-Syndrom dagegen hemmt oftmals und – viel schlimmer – lässt einen die eigenen Erfolge nicht genießen. Häufig kann aber das folgende Mantra Abhilfe schaffen: Erinnern Sie sich an Ihre Leistungen und versuchen Sie sie zu abstrahieren, zum Beispiel in Form einer Liste all Ihrer Erfolge. So ist ein Lob zum Abschluss eines Projekts ein Lob für Ihre Arbeit. Akzeptieren Sie es als solches und freuen Sie sich darüber! Machen Sie sich außerdem klar, dass dieses Gefühl meist nicht aus Unzulänglichkeit resultiert, sondern viel eher aus Ihren Fähigkeiten und der investierten Energie.
Und zum Schluss noch die gute Nachricht: Eine enttarnte Angst ist gleich viel weniger beängstigend. Sobald Sie sich also klarmachen, dass wohl eher das Hochstapler-Syndrom als echte Unfähigkeit aus Ihnen spricht, erscheint das Ganze oftmals schon in neuem Licht.