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Bereits 2018 arbeitete einer Studie des Marktforschungsunternehmens Bitkom zufolge jeder zweite Beschäftigte am Computer. Da ein Großteil der als Freelancer Tätigen in der IT arbeitet oder Remote Work etwa als Designer, Redakteur, Werber, Übersetzer oder Ähnliches ausübt, dürfte der Anteil der „digital Arbeitenden“ hier noch deutlich höher sein. Die Arbeit im digitalen Raum und mit moderner Technologie erleichtert viele Arbeitsprozesse, sie bringt aber auch neue Probleme mit sich. Manche Probleme darunter sind gesundheitlicher Natur. Gerade Freelancer, die meist keine betriebliche Gesundheitsförderung genießen, müssen selbst dafür sorgen, dass ihre Arbeit sie körperlich wie psychisch nicht zu stark belastet.
Neue Beanspruchungen im digitalen Zeitalter
Arbeiten ohne moderne Technik und vor allem ohne den Computer – das ist heute kaum noch vorstellbar. Auch abseits der beruflichen Tätigkeiten allerdings läuft vieles digital. Kommuniziert wird mit dem Smartphone per Messenger-Dienst, die Nachrichten werden auf dem Tablet abgerufen und selbst Organisatorisches regelt sich meist am schnellsten und unkompliziertesten digital. Kommt zum Entspannen schließlich noch Streaming oder Gaming hinzu, findet fast das gesamte Leben im digitalen Raum statt.
Wo zumindest in der Freizeit noch freiwillig mit etwas Disziplin wieder vermehrt zu Buch und Brettspiel gegriffen oder zum Spaß haben vor die Tür gegangen werden kann, ist die Arbeit ohne das Digitale eigentlich nicht mehr möglich. Gerade auch die meisten Freelancer sind an ihren Computer in der Regel fest gebunden. Es gilt also, die Bedingungen des digitalen Arbeitens zu optimieren, um nicht überbeansprucht zu werden durch Technologie und moderne Herausforderungen an Körper und Geist.
Zunächst muss gesagt werden, dass eine konsequente Trennung von Beruflichem und Privaten eine gute Grundlage ist. In Hinsicht auf das digitale Arbeiten bedeutet das vor allem, dass Smartphone, Tablet oder auch Laptop abseits der Arbeitszeit rein für Privates zu nutzen sind. Getrennte Geräte für Beruf und Privatleben sind natürlich immer die beste Lösung.
E-Health: Die Zukunft der Gesundheit?
Es mag absurd klingen, aber E-Health, also Gesundheit, die im digitalen gemanagt und verwaltet werden kann, trägt massiv zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit bei. Sicher, sie sorgt auch dafür, dass noch mehr Zeit im digitalen Raum verbracht wird. Allerdings überwiegen hier doch die Vorteile des Digitalen und tragen maßgeblich zur Gesundheit bei.
Das fängt schon bei der Krankenversicherung an. Es gibt heute voll digitale, private Krankenversicherungen für Selbstständige, mit denen sich im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung mitunter sogar Geld sparen lässt. Denn die Beiträge sind bei einigen Anbietern nicht vom Einkommen abhängig. Besonders sinnvoll ist zudem das Verwalten der Daten in einer eigenen App, was diverse praktische Funktionen ermöglicht. In der digitalen PKV von ottonova beispielsweise können sich Freelancer und Unternehmer über die App nicht nur Arzttermine buchen lassen, sondern sogar den Praxisbesuch durch einen Video-Chat ersetzen, um Rezepte und Diagnosen zu erhalten.
Doch digitale PKVs sind nur ein kleiner, praktischer Teil, bereits heute gelebter und umgesetzter digitaler Gesundheit. Die sogenannte E-Health befindet sich nämlich, gerade im internationalen Vergleich, in Deutschland noch in den Kinderschuhen. In einem Bericht der Bertelsmann Stiftung konnte aufgezeigt werden, dass Deutschland im Vergleich mit 16 anderen Ländern weltweit den vorletzten Platz belegt, wenn es um den digitalen Wandel in der Gesundheit geht.
Das E-Health aber das Leben vieler Menschen vereinfacht, machen Länder wie Estland oder auch Kanada bereits vor. Hier können Patienten digitale Rezepte bereits überall einlösen und auch überregional nutzen. Immerhin ist das E-Rezept in Deutschland nun auch seit dem 1. Januar 2022 nutzbar. Auch die elektronische Patientenakte, eine Patientenkurzakte mit einem Basisdatensatz für Notfälle sowie eine elektronische Medikationsliste gibt es schon.
Allerdings sind die wenigsten digitalen Anwendungen bereits national umgesetzt. Mit einem irgendwann zu erwartenden, umfassenden Fahrplan für den Ausbau von E-Health auch hierzulande wird sich zeigen, welches Potenzial eigentlich in der digitalen Gesundheit steckt und wie Vielarbeitende, die häufiger mit Krankheiten zu kämpfen haben, durch organisatorische Vereinfachungen von ihr profitieren können.
Krankheiten vorbeugen, die das digitale Arbeiten fördert
Manch ein Freelancer arbeitet sicherlich sein Leben lang mehrere Stunden am Tag vor dem Computer und trägt keinerlei gesundheitliche Schäden davon. Doch in den meisten Fällen beansprucht das digitale Arbeiten Körper und Geist in einer Weise, die früher oder später zu Krankheitssymptomen führt. Das können Symptome sein, die mit Hilfe kleiner Anpassungen der Arbeit wieder in den Griff zu bekommen sind. Andere allerdings können chronisch werden oder sollten von Anfang an vermieden werden, um nicht nachhaltig zu schwer reparablen Problemen zu führen.
- Ergonomische Belastungen, etwa durch permanentes Sitzen oder schlechte Haltungen während der Arbeit, zählen zu den häufigsten Krankheiten des digitalen Arbeitens. Rückenprobleme, das RSI-Syndrom sowie das Karpaltunnelsyndrom oder auch Kopfschmerzen entstehen häufig durch falsche oder einseitige Haltungen während der Arbeit am Computer. Dagegen vorbeugen lässt sich durch einen ergonomischen Schreibtisch (bestenfalls höhenverstellbar, um zeitweise im Stehen zu arbeiten) sowie einen ergonomischen Stuhl. Außerdem sollte stets auf eine gerade Haltung sowie ausreichend Abstand zum Bildschirm geachtet werden. Der Bildschirm ist bestenfalls ebenfalls höhenverstellbar und augenfreundlich.
- Auch Bewegungsmangel ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr digitalen Arbeitens. Ihm kann zum einen mit regelmäßigem Aufstehen und Bewegen während der Arbeitszeit entgegengewirkt werden. Das fördert auch die Verdauung, wodurch sich entsprechenden Problemen durch zu langes Sitzen ebenfalls vorbeugen lässt. Zum anderen ist es ratsam, sich bei mehreren Stunden digitalen Arbeitens im Sitzen pro Tag, einen mehrmals wöchentlich stattfinden Ausgleich in Form einer sportlichen Betätigung zu suchen. Zumindest ausgiebige Spaziergänge nach Feierabend sollten hin und wieder in den Tagesablauf integriert werden.
- Letztlich bilden psychische Belastungen eine weitere Gruppe an Gefahren bei vermehrter digitaler Arbeit. Gerade Freelancer haben nicht selten mit Isolationsgefühlen oder auch Fremdbestimmtheit zu tun. Fehlt beispielsweise die Interaktion mit Kollegen, sollte zumindest im Privaten bewusst für menschlichen Austausch und die Pflege sozialer Kontakte gesorgt werden. Letztes ist dabei nicht auch wieder in den digitalen Raum zu verschieben. Eine Sonderstellung innerhalb der psychischen Belastungen nimmt sicherlich auch noch einmal der „Digitale Stress“ ein. Wir wollen ihm den letzten Abschnitt widmen, da er in besonderer Weise wiederum starke körperliche Krankheiten nach sich ziehen kann.
Weniger digitaler Stress
Noch nie waren so viele Menschen vom Burnout-Syndrom betroffen wie heute. Jeder zweite Bundesbürger fühlt sich von Burnout nachweislich bedroht. Die Erkrankung scheint also eine moderne Ursache zu haben. Viele Ärzte gehen davon aus, dass die digitale Arbeit eine ganz besondere Form intensiven und oft nicht abreißendes Stresses produziert, der zum Burnout führen kann.
Die Ursachen dieses Stresses innerhalb der digitalen Arbeit sind vielfältig. Doch grundsätzlich steht fest, dass die technologische Entwicklung heute die Arbeitswelt immer schneller taktet. Der Leistungs- und Anpassungsdruck ist groß. Viele Menschen haben Angst, nicht mehr hinterher- oder mitzukommen oder sich gegen andere Arbeitnehmer nicht mehr behaupten zu können.
Schon Jugendliche haben zu fast 70 Prozent Angst, ihre Arbeit zu verlieren oder keinen Ausbildungsplatz zu finden. Diese Zahlen sind erschrecken wie nachvollziehbar gleichermaßen. Denn die digitalen Medien bewirken zweierlei: Sie erleichtern Bewerbungsprozesse und bieten die Möglichkeit, sich rundum zu informieren. Sie wirken aber eben gleichermaßen auch ununterbrochen auf einen ein und die Flut an Informationen ist gar endlos. Es fehlt oft Orientierung oder Eindeutigkeit, was schnell zu Überforderung und Überlastung führen kann.
Im Arbeitsleben schließlich kann die tägliche Menge an E-Mails, die zu den privaten Nachrichten dazukommt und das permanente Aufgaben-Abarbeiten-Müssen zu chronischem Stress führen. Auch die oft doch recht einsame Beschäftigung gerade auch von Freelancern vor den digitalen Geräten und mit wenig Sozialkontakt bei gleichzeitig permanenter Erreichbarkeit kann zu Stress führen.
Es ist daher empfehlenswert, als Ausgleich zur schnellen Taktung des Arbeitsalltags gezielt für Entschleunigung zu sorgen. Denn Stress kann verschiedene körperliche Folgen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Magen-Darm-Erkrankungen oder gar erhöhte Leberwerte begünstigen. So weit sollte es erst gar nicht kommen.
Was also tun?
- Entschleunigung können Spaziergänge bringen, bei denen auch mal in die Ferne geschaut wird, statt auf ein technisches Gerät vom Gesicht. So können auch die Augen entspannen. Wer das Handy zuhause lässt, vermeidet, sich von eventuellen Anrufen oder Nachrichten wieder stressen zu lassen.
- Schon während Mittagspausen lässt sich Abstand von allem Technischen nehmen. Wer sich nicht für Bewegung motivieren kann, nimmt vielleicht einfach einmal wieder ein Buch zur Hand oder legt sich zum Meditieren mit geschlossenen Augen auf die Couch. Es gilt, den Geist immer wieder zur Ruhe zu bringen.
- In vielen Fällen können gerade Freelancer, zumindest zeitweise, weniger arbeiten. Dieser Umstand sollte, wenn sich Anzeichen starken Stresses bemerkbar machen, ausgenutzt werden. Denn die Quantität und vor allem die Qualität der Arbeit wird durch chronischen Stress stetig sinken. Zeitweise weniger zu machen und gezielt für Erholung zu sorgen ist also keine Gefahr für die Arbeit. Im Gegenteil: Die Pause führt nicht selten dazu, dass Freelancer das Arbeiten danach als deutlich effektiver und erfüllender empfinden und mit mehr Inspiration wieder an diverse Aufgaben gehen.