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Freiberufler und Frauen waren 2014 die Treiber bei Neugründungen in Deutschland und haben dafür gesorgt, dass rund 915 000 Neugründungen das Wirtschaftsgeschehen belebt haben. Das waren rund 47 000 mehr als ein Jahr zuvor. Festgestellt hat dies die staatliche Förderbank KfW in ihrem neuesten Gründungsmonitor auf Basis einer repräsentativen Umfrage. „Das erneute Plus bei den Gründungen ist eine gute Nachricht für die deutsche Volkswirtschaft“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Gründer-Hauptstadt war auch 2014 wieder Berlin vor Hamburg. 43 Prozent aller Neugründungen wurden von Frauen betrieben.
Unternehmensberater, Dozenten, Webdesigner, Ingenieure und Kindergärtnerinnen vor allem waren die freien Berufe, die bei Neugründungen eine hervorstechende Rolle spielten. Darunter waren nach Angaben von Zeuner auch sehr viele sogenannte Chancengründer, die das Wirtschaftsgeschehen mit neuen Ideen beleben. „Vor allem sie fordern die bestehenden Unternehmen heraus und erschließen häufiger neue Märkte. Das fördert den Fortschritt und die Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Zeuner. Freiberufler hatten einen Anteil von 40 Prozent an allen Neugründungen.
Wichtig ist aus Sicht des KfW-Chefvolkswirtes auch, dass es wieder mehr Vollerwerbsgründungen gegeben hat. Das hatte auch positive Effekte auf den Arbeitsmarkt. Insgesamt entstanden so im vergangenen Jahr 745 000 Arbeitsplätze, gut 140 000 mehr als 2013. Davon entfielen 453 000 auf die Gründerinnen und Gründer selbst und 292 000 auf deren Beschäftigte.
Vor allem in Berlin und den anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen fühlen sich Gründerinnen und Gründer offenbar sehr wohl. Bezogen auf die Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren lag die Gründerquote in Berlin bei 2,60, in Hamburg bei 2,36 und in Bremen bei 2,25 Prozent. In Baden-Württemberg und Bayern waren es dagegen nur 1,58 und 1,56 Prozent. Am Ende rangieren die ostdeutschen Bundesländer mit Quoten zwischen 1,38 und weniger als ein Prozent.
Die schwierige Lage von Banken und Sparkassen und die offensichtliche Zurückhaltung von Risiko-Kapitalgebern machen sich auch bei Gründern bemerkbar. Der Anteil derjenigen, die über Schwierigkeiten bei Krediten und dem Anzapfen anderer Finanzquellen berichten, stieg gegenüber dem Vorjahr von 17 auf 20 Prozent. Wenn es mit der Finanzierung klappt, kommt sie zu 40 Prozent von Geldinstituten und zu 27 Prozent über Förderkredite, etwa von der KfW. In 24 Prozent der Fälle sind Freunde oder Familie Geldgeber.
2015 wird das Gründungsgeschehen nach Überzeugung von Zeuner gedämpfter ausfallen. Hauptgrund: Die anhaltend gute Lage am Arbeitsmarkt. Abnehmen könnte die Zahl der echten Neugründungen nach Einschätzung von Zeuner in den nächsten Jahren auch, weil viele Unternehmer einen Nachfolger suchen. „Die Chefs von mehr als einer halben Million kleiner und mittlerer Unternehmen wollen in den nächsten beiden Jahren ihre Firma an einen Nachfolger übergeben“, sagt Zeuner. Das biete Chancen.