Ok, zugegeben, es gibt Selfies aus Urlauben, die kann man auch als Profilfoto nutzen. Aber das hängt von einigen entscheidenden Faktoren ab.
In der Folge 1 dieser Serie über Portrait- und Profilfotos soll es zunächst um die Wichtigkeit eines guten Portraits gehen, das auch als Profilbild geeignet ist. Es folgen:
2. Wie komme ich zu einem guten Profilfoto?
3. Own Brand – eine eigene Bildsprache entwickeln
Grundlegende Fakten zum Profilfoto
Menschen arbeiten am liebsten mit Menschen: Eine persönliche Kundenhotline; ein echter Mensch, der ans Telefon geht und nicht nur ein Anrufbeantworter; ein echter Berater beim Einkaufen und nicht nur ein Bildschirm, an dem ich mich selbst informieren muss, etc.
Jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass wir Personen vom Telefon kennen, aber außer der Stimme eigentlich kein Bild von unserem Gegenüber haben. Wie erfrischend und hilfreich kann da ein Portrait auf der Website und den Social Media Profilen sein. Nicht jeder kann mit jedem zusammenarbeiten. Oft entscheiden subjektive Faktoren über Sympathie und den Wunsch mit jemandem Kontakt aufzunehmen.
Ein Profilfoto macht uns nahbarer, persönlicher und transportiert im Idealfall Sympathie und Kompetenz.
Zurück zum Urlaubsselfie: Es mag Branchen geben, da funktioniert u.U. auch ein richtig gutes Selfie. Aber in der Mehrheit der Fälle ist der Einsatz von professionell erstellten Portraits sinnvoller. Je nach Branche und Tätigkeit, je nach Unternehmen und möglicher CI-Guidelines, hat man an der Stelle mehr oder weniger große Gestaltungsfreiheit.
Ein Architekt kann sich anders darstellen, als ein Java Entwickler oder ein Ingenieur für Maschinenbau. Die Bandbreite an Möglichkeiten ist enorm und dennoch überschaubar, wenn man über die entscheidenden Punkte nachdenkt:
Wo soll das Portrait genutzt werden (Website, Freelancer Profil, Magazinbeitrag, PR-Bild, etc.)?
In den meisten Fällen würden wir ein Headshot-Portrait verwenden. Eingeschränkt auf Schultern und Kopf einer Person muss man sich also über die Haltung der Hände u.ä. schon mal keine Gedanken mehr machen. Folgende 5 Faktoren spielen aber dennoch eine entscheidende Rolle:
- Kleidung
- Kopfhaltung & Blickrichtung
- Gesichtsausdruck
- Frisur (ggf. MakeUp)
- Hintergrund
Es stellt sich als erstes die Frage: Was wollen wir transportieren? Eine Paartherapeutin sollte sich anders darstellen, als ein ITler. Nicht, dass beide nicht sympatisch rüberkommen dürfen, aber ein ITler, der komplexe Software programmiert, muss nicht zwangsweise warmherzig und nahbar rüberkommen. Bei einer Paartherapeutin wäre das dagegen sicher eine gute Eigenschaft, die es auch im Profilfoto zu transportieren gilt.
1. Kleidung
Bei der Kleidung kann man viel richtig machen, vor allem wenn man sich so zeigt, wie man auch im Alltag seinen Geschäftspartnern, Kunden und Kollegen gegenüber tritt. Generell gilt: Je weniger Ablenkung durch grelle Farben (und Krawatten), verrückt gemusterte Blusen, Hemden und Sakkos, desto mehr Konzentration bleibt für das eigentlich Portrait übrig. Ziel sollte sein, daß man Ihnen zunächst in die Augen schaut und nicht erst zu erkennen versucht, ob das tatsächlich Pinguine auf dem Hemd sind.
2. Kopfhaltung und Blickrichtung
Das ist so individuell, daß es keine allgemein gültige Regel geben kann. Je nach Branche, Intension der Frage „Was wollen wir transportieren?“ und vor allem der Persönlichkeit jedes Einzelnen, sollte der Fotograf unterschiedliche Varianten durchfotografieren und Sie als Portraitierter anbieten. Ein Zukunftsforscher muss nicht zwangsweise seinen Blick in die Kamera richten: ein visionärer Blick in die Ferne könnte hier evtl. stimmiger sein.
3. Gesichtsausdruck
Lächeln hat noch keinem geschadet. Und dennoch sollte man für das Shooting nicht über sich selbst hinauswachsen und eine Seite von sich zeigen, die keiner von einem kennt. Wer eher selten lächelt, muß auf dem Fotos nicht als Kölner-Frohnatur zu sehen sein. Und umgekehrt wäre es komisch einen immer gut gelaunten und zu Späßen aufgelegten Menschen als Griesgram abgelichtet zu sehen. Fühlen Sie in sich hinein, wie es sich für Sie stimmig anfühlt. Welcher Typ sind Sie? Wie kennt man Sie im Business-kontext?
Ein wichtiger Tipp an der Stelle: Bitten Sie für die Bildauswahl am besten Kunden und Geschäftspartner um Hilfe und nicht Familienangehörige. Der knallharte Finanzberater dürfte zu Hause wohl ein anderer sein und folglich auch von der Familie anders gesehen werden, als er vom Kunden wahrgenommen wird.
4. Haare und MakeUp
In meiner Arbeit als Fotograf im Businessumfeld und auf Vorstandsebene, gibt es kaum ein Shooting, wo ich nicht mit einer Visagistin für Haare und MakeUp zusammenarbeite. Dabei geht es um mehrere Faktoren. Oft kommen Personen aus Meetings zu uns ins Shooting, die gedanklich noch diesem nachhängen und sollen jetzt unmittelbar für ein Portrait zur Verfügung stehen, das über Jahre genutzt werden wird. Eine echte Herausforderung. Eine gute Visagistin bringt vor dem Shooting Ruhe rein, holt die Personen aus Ihrem Alltag in unser Shooting-Setup, bereitet Sie mit dem passenden MakeUp auf die Portraitsession vor. Dabei geht es immer um Natürlichkeit. Sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Stellen Sie sich bitte eine Dame vor, die man nur ohne MakeUp kennt. Würde diese Dame nicht eine falsche Erwartungshaltung wecken, wenn wir im MakeUp eine Typveränderung vornehmen würden und sie einem Model-Shooting gleich komplett umstylen würden? Mein Tipp: Bleiben Sie authentisch.
5. Hintergrund
Es gilt, was auch bei der Kleidung gilt: Weniger ist mehr und schafft mehr Konzentration auf das Portrait. Ein Bücherregel scheint als Hintergrund verlockend, wirkt i.d.R. aber unruhig und lenkt zu sehr ab. Wenn der Betrachter geneigt ist, die Buchrücken zu lesen, ist irgendetwas falsch gelaufen.
Für ein gutes Profilfoto eignen sich daher am besten neutrale Hintergründe von schwarz bis weiß, von gelb bis blau. Am Ende eine Frage der Branche, der Kleidung, des Typs und ein Stück weit auch des persönlichen Geschmacks.