In jedem kreativen Freelancer steckt ein kleiner Künstler. Dieser Künstler möchte schöne Dinge schaffen und die Welt ein bisschen besser machen. Und er ist es auch, der die Preisgestaltung immer wieder stört. Er flüstert dem Unternehmer im Freelancer beharrlich zu: „Es ist Kunst, kein Kommerz! Hör auf dich zu vermarkten, deine Freiheit ist wichtiger! Wo bleiben deine Ideale? Und davon abgesehen: Bist du tatsächlich soviel wert?“
Doch, hey, liebe Freelancerin, lieber Freelancer: Auch Ihr Yogalehrer verlangt einen „Energieausgleich“, oder? Um ab sofort selbstbewusst einen Stundensatz zu verlangen, von dem Sie gut leben können, lassen Sie sich von Molière, einem französischen Schauspieler und Komödiendichter aus dem 17. Jahrhundert, daran erinnern:
„Die Dinge haben nur den Wert, den man ihnen verleiht.“
Und pinnen Sie sich diese Erinnerung am besten als schöne Grafik über den Schreibtisch.
Wie Sie gut zahlende Kunden gewinnen
Was dieser Wert der Dinge mit dem Stundensatz eines Freelancers zu tun hat, bringt die freie Texterin Lilli Koisser auf den Punkt: „Es ist ein psychologisches Prinzip, dass wir Menschen den Wert einer Sache mit dem Preis gleichsetzen. Eine Pfanne um 5 Euro kann doch sicherlich nicht so gut sein wie eine um 50 Euro, oder?“ Auf LETTERS, ihrem Blog für Freelance-Texter teilt sie ihre Erfahrungen: „Wenn du dich billig anbietest, werden potenzielle Kunden natürlich auch glauben, dass du ein Billig-Texter bist. Dass du nicht gut schreiben kannst, deine Leistung nichts wert ist und sie dich lieber nicht buchen sollten. Und gut zahlende, professionelle Kunden, für die du gerne arbeitest, gewinnst du so sicher nicht!“
Vereinfacht ausgedrückt: Sie verleihen Ihren Arbeiten also selbst einen Wert über Ihren Stundensatz.
Die Formel für Ihren Stundensatz
In einem ausführlichen Artikel rechnet Lilli vor, dass ein freier Texter nur etwa vier Stunden am Tag tatsächlich an Kunden verkaufen kann, der Rest muss eingeplant werden für Akquise, Verwaltung und als Puffer für Krankheiten. Das gleiche gilt für Grafiker und alle anderen kreativen Freelancer. Um auf den Stundensatz zu kommen, von dem Sie als Freelancer leben können, müssen Sie wissen, wie viel Sie pro Monat brauchen. Möchten Sie 2500 Euro pro Monat zum Leben haben, müssen Sie diese Zahl nochmals verdoppeln – denn die Hälfte Ihres Umsatzes geht für Steuern, Versicherungen, etc. drauf.
Hier also die Formel für Ihren Mindeststundensatz:
(Gehalt x 2) / (verkaufbare Stunden pro Woche x 4) = Mindeststundensatz
Ein paar Schritte trennen Sie noch vom tatsächlichen Stundensatz:
Addieren Sie für jede Zusatzqualifikation, Spezialisierung, für Erfolg und Erfahrung jeweils zehn Euro zum Mindeststundensatz.
Für alle freelance.de-Mitglieder, die bereits etabliert sind und überlegen, wie sie ihren Stundensatz erhöhen können, haben wir von Lilli Koisser noch einen exklusiven Tipp bekommen: „Machen Sie es einfach! Ich erhöhe jedes Jahr meine Preise – weil mehr Erfahrung schlicht und einfach mehr wert ist. Angestellte bekommen ja auch regelmäßig Gehaltserhöhungen, weil sie mit der Zeit immer wertvoller für ihre Arbeitgeber werden. Das ist bei Freelancern nicht anders: Je mehr Erfahrungen, Weiterbildungen etc. Sie machen, desto wertvoller ist Ihre Dienstleistung. Und das verstehen auch Ihre Kunden.“
Und grüßen Sie den Künstler in sich von uns: Mit diesen Argumenten verdient er ab sofort mehr Geld in weniger Zeit. Und ihm bleibt mehr Spielraum für eigene, kreative Projekte, die er dann gar nicht verkaufen muss.