Projektakquise ist für Freelancer das, was für Arbeitnehmer das Vorstellungsgespräch ist. Sie müssen sich so präsentieren, dass ein potentieller Auftraggeber sie mit einem Projekt betraut. Der eine Unterschied: Während Arbeitnehmer nach der Einstellung für einen längeren Zeitraum beschäftigt werden, stehen Freelancer viel häufiger vor der Situation, sich und ihre Leistungen anbieten zu müssen.
„Für viele Freiberufler hat der Konkurrenzdruck durch globalisierte, digitalisierte und wandelhafte Märkte zugenommen“, meint Sandra Waeldin, die als Coachin vor allem zum Thema Stressbewältigung arbeitet. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Einzelne völlig unterschiedlich damit umgehen: „Für Manche stellt Kundenakquise nur eine geringe Belastung dar oder ist sogar angenehm. Für Andere bedeutet es jedoch Planungsunsicherheit und eine schlecht vorhersehbare finanzielle Situation.“
Sie führt diese unterschiedlichen Umgangsweisen vor allem darauf zurück, welche Erfahrungen Freelancer bereits gemacht haben, auf welche Erfolge sie zurückblicken können und auch, wie hoch der Druck ist, der auf ihnen lastet. „Anders ausgedrückt: Freiberufler, die viel Erfahrung und Erfolg darin hatten, Kunden zu werben und vielleicht sogar finanzielle Rücklagen haben, werden sich weniger belastet fühlen, als unerfahrenere, kontaktscheue Freiberufler.“
Wer unter dem Druck, dringend neue Aufträge bekommen zu müssen, leidet, sollte sich das möglichst bald eingestehen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Ansonsten drohen, so die Erfahrung von Sandra Waeldin, ernsthafte Folgen für die Gesundheit: „Typische Anzeichen sind z. B. Verdauungsprobleme, steigender Blutdruck, Kopf- oder Rückenschmerzen, Ängstlichkeit, Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit. Zusätzlich bedeutet chronischer Stress auch für das soziale Umfeld eine immense Belastung. Manche Betroffene ziehen sich stark zurück oder reagieren ständig gereizt. Bei dauerhaftem Druck leiden Körper und Psyche; es leidet aber auch das Umfeld mit und sowohl für direkt Betroffene als auch das Umfeld besteht die Gefahr, dauerhaft zu erkranken.“
Als Gegenmaßnahmen empfiehlt sie vor allem: „Ein gesundes Zeitmanagement, eine effektive Erholung, eine Reflexion der eigenen Einstellung sowie eine gesunde Distanz zur Arbeit. Das kann grundsätzlich jeder erlernen. Die Voraussetzung hierfür sind Zeit und Wille, sich selbst ehrlich zu hinterfragen und ggf. ein paar Dinge zu verändern. Hierbei können bei Bedarf das nahe Umfeld oder auch Coaches und Psychologen helfen. In jedem Fall lohnt sich die investierte Zeit.“
Wie komme ich dann aber an neue Kunden?
Hier gibt es grundsätzlich zwei Strategien. Als Freelancer können sie einerseits darauf setzen, durch gezieltes Selbstmarketing die Kunden eher zu sich kommen zu lassen, als selbst auf die Kunden zuzugehen. Heute kommt die Aufmerksamkeit von potentiellen Aufraggebern vor allem durch eine gute Webseite und ein aktuelles Profil in Onlinebörsen. So kennen potentielle Kunden ihre Leistungen bereits und sind nur noch an Details interessiert.
Wer allerdings Spaß daran hat, auf Neukunden zuzugehen und seine Arbeit vorzustellen, kann daraus auch mehr machen. Gezielte Trainings im Bereich Akquise bieten Coaches und Weiterbildungsinstitute an. In unserem morgigen Blogartikel geben wir Ihnen einen Einblick in die besten Akquisestrategien für „Problemfälle“ – wie schüchterne Freiberufler oder Nicht-Marketer.
Alle Beiträge unserer Themenwoche “Projektakquise” im Überblick:
- Montag, 04.05.2015: Akquise-Methoden / Jahresumfrage
- Dienstag, 05.05.2015: Psychologischer Druck / Gesundheit
- Mittwoch, 06.05.2015: Problemfälle unter Freelancern
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