Dem Ingenieur ist nichts zu „schwör“. Das Sprichwort ist bekannt. Dass es dem Redakteur aber „ebenso söhr“ geht, weiß jeder, der schon einmal in einer Lokalredaktion gearbeitet hat. Denn hier wird über alles geschrieben: Politik, Kaninchenausstellungen, Wirtschaft, Lokalsport … Da ist es doch nur logisch, wenn eine Kombination aus beiden Berufsfeldern besonders gefragt ist auf dem Jobmarkt.
Technische Redakteure sind zusammengefasst so etwas wie die Edelfedern der Gebrauchsanweisung. Die eigentliche Berufsbezeichnung ist noch relativ jung, wohingegen das Berufsbild schon sehr alt ist; fand man doch schon an den Königsgräbern von Theben die Abbildung eines Arbeiters vor einer Feuerstelle versehen mit den Hieroglyphen für „In den Ofen blasen“. Auch Leonardo da Vincis Konstruktions- und Explosionszeichnungen gelten als eine Art Urstunde der technischen Redaktion. Aber was macht ein technischer Redakteur heute und welche Eigenschaften sowie Qualifikationen benötigt er?
Ein technischer Hintergrund – ob aus dem Ingenieurwesen oder aus der IT – ist zunächst einmal ein absoluter Bonus. Es gibt aber auch den umgekehrten Weg, nämlich dass gelernte Redakteure oder Menschen mit anderweitig gearteter redaktioneller Erfahrung sich in Richtung des Berufsfelds „Technischer Redakteur“ entwickeln möchten. Bei jedem Interessierten sollte jedoch ein gewisses Grundverständnis für technische Prozesse und Funktionsweisen vorhanden sein. Zweitens sollten Basis-Fähigkeiten darin bestehen, komplexe Sachverhalte einfach, klar und verständlich zu schildern.
Die Ausbildung technischer Redakteure
Sicher gibt es Naturtalente, die in ihren eigenen Firmen „entdeckt“ werden und nach und nach die Aufgaben eines technischen Redakteurs übernehmen. Der klassische Weg zum Beruf sieht allerdings ein wenig anders aus. Zum einen gibt es mittlerweile Studiengänge an mehreren deutschen Universitäten und Fachhochschulen wie z. B. der TU Chemnitz. Zum anderen gibt es auch Weiterbildungsmöglichkeiten bei privaten Anbietern wie WBS TRAINING. Jeder Ausbildung bzw. Fortbildung liegt weit mehr zu Grunde als das Erstellen von Texten. Im Folgenden ist hier auszugsweise das wichtigste Rüstzeug eines technischen Redakteurs genannt:
- Die sprachliche Fähigkeit, textliche Inhalte zielgruppen- und gegenstandsgerecht sowie verständlich zu erstellen
- Das Wissen um rechtliche Regelungen, Standards und festgelegte Normen wie z. B. der VDI-Richtlinie, der ISO/IEC 82079-1:2012 oder der tekom-Richtlinien (die Personenschäden durch Instruktionsfehler verhindern sollen)
- Kenntnisse in optischer Gestaltung sowie Layout sowie in der entsprechenden Software
- Beherrschung von XML zur Bedienung von Redaktionssystemen
- Professioneller Umgang mit diversen CMS
- Projektplanung, Organisation und Dokumentation
Der Einkommensvergleich: Redakteur vs. Technischer Redakteur
Kurz gesagt ist der technische Redakteur eine eierlegende Wollmilchsau aus Redakteur, Ingenieur, Mediengestalter und Planner, der als Mittler zwischen Hersteller und Anwender fungiert. War er früher noch reiner Dokumentarist, so plant er heute die Dokumentationsbereitstellung, bietet seine Expertise in der Firma an und sorgt dafür, dass die einzelnen Unternehmensabteilungen, das Gesamtunternehmen sowie die Kunden zufrieden sind. Hierbei ist immer auch auf die Einhaltung eines komplexen Zeitmanagements zu achten, denn neben der Dokumentation verantwortet er die Analyse des Produkts, hat Informationen zu sammeln und Auszuwerten, Konzepte zu erstellen, letztlich ein Endmanuskript inklusive Grafik, Fotos und Illustrationen zu erstellen und immer wieder Praxistexts vorzunehmen. Bei der Herstellung ist seine Anwesenheit ebenfalls notwendig, genauso bei diversen Korrekturläufen, Überarbeitungsvorgängen und, nach dem Release, eventuellen Überarbeitungen sowie Archivierungen seiner Arbeit. Hierbie gilt es, rechtliche Beschränkungen und Normen stets zu beachten und auch zu dokumentieren.
Kein Wunder, dass Menschen mit solch einer großen Verantwortung als Spezialisten auf dem Markt sehr gesucht sind – und i. d. R. auch weitaus besser verdienen als herkömmliche Redakteure. So verdiente ein 35-jähriger technischer Redakteur laut einer Studie des Unternehmens PersonalMarkt aus dem Jahr 2013 durchschnittlich knapp 50.000 Euro pro Jahr. Das ergibt einen Betrag von monatlich gut 4.100 €. Sein Gegenstück, der „normale“ Redakteur hingegen, liegt bei einem Monatseinkommen von ca. 3.400 €. Übers Jahr gerechnet, verdient also ein technischer Redakteur gut 8.000 € mehr als sein Kollege. Da kann es sehr reizvoll sein, sich entsprechend fortzubilden und zu spezialisieren.
Weitere Wege in den Beruf
Was für Menschen mit Berufserfahrung im redaktionellen Bereich gilt, gilt auch für Studienabsolventen aus den unterschiedlichsten Fächern. Und hierbei sind nicht nur die auf dem Jobmarkt gefragten Ingenieure und ITler gefragt, sondern auch die Masters und Bachelors geisteswissenschaftlicher Studiengänge. So mögen Germanistik und Geschichte zwar Studienfächer sein, die durchaus Spaß machen, aber die Suche nach einem Job in diesen Berufsfeldern kann sich durchaus schwierig gestalten. Auch hier ergibt eine ans Studium anschließende Weiterbildungsmaßnahme hin zum technischen Redakteur Sinn. Spezialisten sind gesucht. Geisteswissenschaftler, die ja immer gerne als Generalisten bezeichnet werden, haben so also auf alle Fälle eine gute Basis für die Weiterbildung. Schließlich haben sie ein relativ freies Studium absolviert, gelernt, komplizierte Texte zu verstehen und zu erklären und anschließend alles auch in einen neuen Kontext zu setzen. Und klingt das nicht sehr ähnlich wie der Aufgabenbereich eines technischen Redakteurs? Zudem finden technische Redakteure dank Ihrer weit gefächerten Ausbildung Jobs in den unterschiedlichsten Bereichen. Es gibt sowohl Angestellte als auch Selbstständige und Freiberufler in technischen Unternehmen der Medizin, im Maschinenbau, in der Software-Entwicklung und auch in der Elektrotechnik. Aber es gibt auch in anderen Bereichen ausgebildete technische Redakteure, so z. B. in der Öffentlichkeitsarbeit oder auf dem Feld des Wissenschaftsjournalismus.
Das Fazit
Die Spezialisierung hin zum Berufsfeld des technischen Redakteurs erhöht die Chancen auf eine bessere Bezahlung sowie beim Finden eines Arbeitgebers nachhaltig. Anwendungen, Maschinen und Programme werden technisch immer anspruchsvoller und komplexer. Folglich sind Menschen mit einer entsprechenden Ausbildung bei Unternehmen sehr gefragt. Die Bedienung und Funktionsweise jedes Gegenstands muss in verständlichen Worten geschildert werden können. Technische Redakteure bedienen diesen wachsenden Markt. Sie garantieren mit ihren umfangreichen Kenntnissen einen hohen Standard bei der Produktion, bei der Produktbeschreibung und Dokumentation der Erzeugnisse ihres Arbeitgebers. Diese besondere Fähigkeit wird honoriert durch eine üblicherweise bessere Bezahlung technischer Redakteure im Vergleich zu nicht-spezialisierten Berufskollegen.