Ich werde Freelancer, da brauche ich doch eigentlich keinen Businessplan? Zwar haben wir im letzten Artikel der Campus-Serie “Wann muss ich als Freiberufler ein Gewerbe anmelden?” aufgezeigt, dass die Existenzgründung für Freiberufler mit wenig bürokratischem Aufwand verbunden sein kann. Warum Sie den Weg in die Selbstständigkeit trotzdem genau planen sollten und wie ein solcher Geschäftsplan aufgebaut ist, erklären wir in diesem Artikel.
Pflicht oder Kür?
Wenn Sie den Gründerzuschuss oder einen Kredit für Ihre Selbstständigkeit beantragen möchten, kommen Sie an einem Businessplan ohnehin nicht vorbei. Da dieser sowohl Ihre Unternehmensziele für die kommenden drei bis fünf Jahre als auch Ihre Strategie, die zu dessen Erreichung führt beinhaltet. Dies ist für Banken und Investoren essentiell. Auch bei Partnern oder potenziellen Kunden können Sie mit einer gut ausgearbeiteten Strategie überzeugen.
Doch geht es bei Ihrem Weg in die Selbstständigkeit nicht um Sie selbst? Ein Businessplan sollte nicht im Hinblick auf andere erstellt werden, sondern vor allem dazu dienen, Ihre „Vision“ schriftlich festzuhalten und auf mögliche Fehler zu prüfen. Anschließend können Sie ihn als Grundlage für Ihre täglichen Meilensteine sowie als wertvolles Controlling-Instrument nutzen.
Es kommt nicht immer auf die Länge an
Achten Sie lieber auf die Technik. Verzichten Sie auf allgemeine Floskeln und bringen Sie Ihre Idee stattdessen einfach, logisch und interessant formuliert auf den Punkt. Im besten Fall lassen Sie Ihr Werk von einem fachfremden Kollegen oder Bekannten gegenlesen. Wenn dieser das Geschäftsmodell versteht, sind Sie auf dem richtigen Weg. Als konkrete Hausnummer, empfehlen wir einen Umfang von 10-15 Seiten, auf denen die folgenden Punkte abgehandelt werden:
0) Die Zusammenfassung
Auch wenn sie an erster Stelle steht, sollten Sie sich ihr erst zuletzt widmen. Hier werden die wesentlichen Punkte Ihres Businessplans in Kürze zusammengefasst.
- Checkliste: Geschäftsidee, Angebot bzw. Dienstleistung, Unternehmensstrategie, wichtigste Finanzdaten
1) Die Gründerpersönlichkeit
Da die meisten Freiberufler sowohl das Unternehmen als auch dessen Gründer und Mitarbeiter sind, kommt diesem Punkt besondere Bedeutung zu. Stellen Sie sowohl Ihre Motivation als auch Ihre Skills vor.
freelance.de-Tipp: Chancen-Gründer haben bessere Karten als Not-Gründer.
- Checkliste: Unternehmenskonzept, -ziel, -vision, -strategie
2) Die Marktsituation
Ein guter Gründer kennt den Markt, er weiß Bescheid über das Angebot, die Nachfrage sowie die Konkurrenz. Hier sind Sie mit Ihren eigenen Erfahrungen sowie der Suche nach Studien & Statistiken, Abschlussarbeiten und Artikeln gut bedient.
- Checkliste: Marktvolumen, -position, Wachstumspotenzial, Rahmenbedingungen, Wettbewerbs- und Kundenanalyse, Eintrittsbarrieren, geplante Verkaufszahlen
3) Die Dienstleistung
Was bieten Sie überhaupt an und was macht Ihre Dienstleistung aus? Wie möchten Sie diese weiterentwickeln? Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal und was sind Ihre kurz- und langfristigen Ziele?
- Checkliste: Produkt- oder Dienstleistungen, Kosten/Einkaufspreise, Produkt- oder Dienstleistungsvorteile, Rechtliche Rahmenbedingungen, Patente/Lizenzen
4) Marketing & Vertrieb
Hierunter fällt zunächst Ihr Stundensatz bzw. wie sich dieser zusammensetzt. Dazu gehört auch, wie hoch Ihre Marge ausfällt und wie Ihre Kosten damit gedeckt werden. Auch Ihre Positionierung und Preisstrategie, im Vergleich zum Wettbewerb, sollte klar herausgearbeitet sein. Außerdem sollten Sie möglichst alle Vertriebswege aufzeigen, die Ihnen Projekte verschaffen können, auch solche die Sie nicht nutzen wollen – mit Begründung. Typisch für Freelancer ist die Akquise über eine eigene Webpräsenz (hier hilft Google AdWords, um einfach und günstig Besucher zu generieren). Ihr persönliches Netzwerk sollten Sie in jedem Fall einplanen. Stehen Sie mit Personaldienstleistern in Kontakt oder vermarkten Sie sich lieber selbstbestimmt über Plattformen wie freelance.de? Mit einer ausgefallenen Marketing- oder PR-Idee können Sie zusätzliche Bonuspunkte sammeln.
freelance.de-Tipp: Verzichten Sie nicht auf Ihren persönlichen Webauftritt und nutzen Sie ein professionelles Foto.
- Checkliste: Preisgestaltung, Preispolitik, Zielgruppendefinition, Vertriebskanäle und -strategie, Kommunikationskonzept, Werbung & PR
5) Mitarbeiter und Unternehmensorganisation
Als Freelancer werden Sie vermutlich zunächst alleine arbeiten. Ihnen sollte jedoch auch bewusst sein, welche Aufgaben Sie wann, an wen, abgeben können und wollen.
- Checkliste: Management, Personal, Verantwortlichkeiten, Skills
6) Rechtsform
Einnahmen-Überschuss-Rechnung, GbR, UG oder GmbH? Klingt komplizierter als es ist. In unserem Artikel „Wann muss ich als Freiberufler ein Gewerbe anmelden?“ finden Sie ausführliche Informationen zur Firmierung.
7) Chancen & Risiken
Sowohl wichtig für Sie als auch für potenzielle Geldgeber. Wo keine Chance, da kein Invest. Jedoch auch kein Gewinn ohne Risiko, welches Sie wiederum nur minimieren können, wenn es Ihnen bewusst ist. Im besten Fall ergänzen Sie diesen Punkt im ein Best- und Worst-Case-Szenario und vergessen dabei die Rechenbeispiele nicht.
- Checkliste: Management/Personal, Produktion, Finanzen, Früherkennungssysteme, Versicherungen
8) Kapitalbedarf & Finanzplan
Ihr Kapitalbedarf gibt an, wie viel Kapital Sie wann und wofür benötigen, wo es herkommt und wann es wohin. Da Banken es schätzen, wenn Gründerkredite mit Eigenkapital aufgestockt werden, sollten Sie dieses einbringen, wenn möglich. Genauso wichtig ist die Auflistung der Fremdmittel, inkl. öffentlichen Fördermitteln und bereits laufenden Krediten. Die Liquiditätsvorschau beschreibt Ihre Zahlungsfähigkeit über einen geplanten Zeitraum und sollte die Art und Weise sowie den Zeitpunkt, an dem Sie den „Break Even“ erreichen, beinhalten. Die Plan-Gewinn-und-Verlustrechnung zeigt abschließend auf, wie sich Ihr Kapital und Wert entwickeln wird. Hier stehen die Umsätze aus der Umsatzplanung, den Aufwänden aus dem Kapitalbedarfsplan gegenüber. Es ist üblich für einen Zeitraum von 3-5 Jahren zu planen.
freelance.de-Tipp: Rechnen Sie mit einem Puffer. Insbesondere die ersten Monate können sind für Freelancer oft mit Herausforderungen verbunden und ein bis zwei Monate ohne Auftrag sollten Ihnen keine schlaflosen Nächte bereiten.
- Checkliste: Kapitalbedarf, Eigenkapital, Fremdmittel, Liquiditätsvorschau
9) Anhang
Komplettieren Sie den Businessplan mit Ihrem Lebenslauf, Zertifikaten, Gutachten oder zusätzlichen Produktinformationen.
Tipps zur Vermeidung häufiger Fehler
- Wenn Sie sich keine Ahnung von Finanzen haben, eignen Sie sich das entsprechende Wissen entweder an oder beauftragen Sie einen externen Experten.
- Planen Sie die einzelnen Schritte möglichst detailliert und denken Sie mind. zweimal über versteckte Kosten nach, die Ihr komplettes Geschäftsmodell gefährden können.
- Das Auge liest mit: Ihr Geschäftsplan sollte eine einheitliche Formatierung aufweisen (Überschriften, Schriftart, Schriftgröße, Bilder- und Bildunterschriften). Der Finanzplan wird in Tabellenform angefügt. Für den guten Eindruck sollte zudem ein Inhaltsverzeichnis nicht fehlen, das wiederum ohne Seitennummerierung sinnlos ist.
- Ihr Alleinstellungsmerkmal ist ein entscheidendes Argument für Ihren Geschäftserfolg. Verpassen Sie deshalb nicht die Konkurrenz zu prüfen und Ihr USP klar zu definieren und herauszustellen.
Im nächsten Artikel der Campus-Reihe widmen wir uns dem Thema “Finanzierungsmöglichkeiten für Freiberufler”. Doch zunächst, haben Sie schon einen Businessplan geschrieben und weitere Tipps & Tricks, die im Artikel nicht fehlen dürfen?
Interessanter Artikel. Einen Businessplan sollte keiner unterschätzen. Für den Tipp Nr. 3 zur Vermeidung häufiger Fehler kann man auch eine Agentur für Lektorat und Korrektorat beauftragen ;-)
Der Businessplan sollte tatsächlich gut durchdacht und aufgebaut sein. Hilfreiche Tipps, die du zusammengestellt hast.
Liebe Grüße
Hilfreiche Tipps am Ende! Bin gespannt auf neue Beiträge.
Sehr interessanter Artikel. Ich mag deine Art zu schreiben sehr.
Ich würde empfehlen, sich in der Anfangsphase der Arbeit, wie unter Punkt 4 beschrieben, bei einer Agentur zu bewerben, die sich professionell mit akademischem Schreiben, Übersetzen und Korrekturlesen befasst, und sich um die Autorenstelle zu bewerben. Schließlich ist es eine gute Gelegenheit, in einem Team von Fachleuten zu arbeiten und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.