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Viele Freelancer arbeiten vollständig digital und agieren deshalb in Sachen Eigenmarketing ebenso digital – von der eigenen Website über digitale Plattformen wie freelance.de bis hin zu nicht minder digitalen Akquise- und Kommunikationsformen. Natürlich sind derartige Vorgehensweisen zentral wichtig. Allerdings ist nach wie vor ein erheblicher Teil der Welt analog. Hierin auf sich und seine Arbeit als Freelancer aufmerksam zu machen, sollte deshalb in keiner Branche jemals gänzlich entfallen – schon, um Kunden selbst nach erfolgreich abgeschlossenen Aufträgen immer im Gedächtnis zu bleiben und Neukunden auf Wegen zu finden, die nicht digital-zielgerichtet sind.
1. Ein aussagekräftiges Logo besitzen
Freelancer sind oftmals Dienstleister. Dementsprechend verstehen sich viele nicht als Marke – obwohl sie eigentlich genau das sind: Eine Ich-Marke, die überzeugen muss, die im Gedächtnis blieben soll, damit die Zielgruppe immer wieder zu ihr greift und nicht zu einem (bildlich gesprochen) „Konkurrenzprodukt“.
Da es vielen Freelancern an einem physisch vorhandenen Produkt mangelt, ist der optischer Kern dieser Marke ein Logo. Das kann natürlich eine entsprechende Grafik sein, kann sich aber ebenso lediglich auf einen Logo-ähnlich gestalteten Schriftzug beschränken; beispielsweise Initialen in einer besonderen Schriftart.
Ganz gleich, ob es Briefköpfe sind oder andere Formen der analogen Aufmerksamkeit: Ein Logo ist hierbei dasjenige wiederkehrende optische Element, das Einzigartigkeit erzeugt und sich im Gedächtnis der Zielgruppe festsetzt. Wer mag (oder von der Logo-Wirksamkeit für Freischaffende noch nicht gänzlich überzeugt ist), kann sich diesbezüglich selbst testen. Viele bekannte Logos wirken beinahe unterbewusst.
Doch was macht ein gutes Logo aus? Es ist eine Reihe von etablierten Standards:
- Einzigartigkeit: Ein Logo muss unbedingt für sich stehen, darf keinesfalls auf dem Erfolg bekannterer Logos mitschwimmen – selbst, ohne auf potenzielle markenrechtliche Konsequenzen zu enger stilistischer Verbundenheit einzugehen.
- Einfachheit: Ein Blick muss genügen, um ein gutes Logo sofort zu erfassen und zu verstehen. Nicht in jeder Situation bleiben Sekunden oder gar Minuten.
- Eigenständigkeit: Idealerweise ist ein Logo selbsterklärend und funktioniert ohne jede weitere Erläuterung oder Beschriftung. Diese Königsdisziplin lässt sich jedoch nur in höheren Bekanntheitsgraden erzielen. Dennoch sollte das Logo von Anfang an in diese Richtung designt werden.
- Persönlichkeit: Jeder Freelancer ist einzigartig. Kein „von der Stange“ stammendes Logo (etwa von Stockmedien-Portalen) kann dies reflektieren.
- Aussagekraft: Ein Logo muss in seinen Grundsätzen mit der Selbstwahrnehmung und den fachlichen Ansprüchen seines Freelancers übereinstimmen. Es darf keine Assoziationen zu völlig anderen Dingen wecken.
- Reproduzierbarkeit: Ein gutes Logo funktioniert sowohl farbig als auch monochrom; selbst künstlerisch Untalentierte können es nachzeichnen.
- Kontinuität: Mit der Zeit muss ein Logo zwar mitunter angepasst werden, es wird jedoch immer der Ursprung erkennbar bleiben – siehe beispielsweise die Evolution des Apple-Apfels.
Die Herausforderung: Wer nicht gerade eine grafische Ausbildung genossen hat, verfügt oftmals nicht über die Fähigkeiten, ein diesen strengen Kriterien entsprechendes Logo für sich zu designen.
Daher handelt es sich hierbei um eine Betriebsausgabe, die Freelancer wirklich investieren sollten. Sich ein Logo von einem darauf spezialisierten Freelancer oder einer entsprechenden Agentur designen zu lassen, ist nicht günstig. Aber es ist eine derjenigen Ausgaben, die sich über die Jahre vielfach auszahlen. Zumal das Logo eine Basis ist, auf der die meisten anderen analogen Maßnahmen aufbauen oder es wenigstens inkludieren.
2. Visitenkarten niemals vergessen
Gute Arbeit „under time and under budget“ mag vielleicht die wichtigste Visitenkarte eines Freelancers sein. Und vielleicht mögen heutige Kontaktinformationen vielfach nur noch digital geteilt werden.
Dennoch gibt es keinen Grund, keine Kreditkarte für sein freischaffendes Ich zu besitzen. Erstens, weil es ein perfekter Unterbringungsort für das Logo ist. Zweitens, weil die Karte, und damit Name und Logo, sich günstig sehr breit streuen lässt.
Wenn bereits ein Logo vorhanden ist, ist das restliche Visitenkarten-Design tatsächlich eine einfache Aufgabe, die selbst grafisch weniger Versierte in Eigenregie erledigen können; zumal die meisten Anbieter heute sehr umfassende Gestaltungs-Tools auf ihrer Website betreiben. Es gelten nur wenige Regeln:
- Im Gesamt-Design mit der eigenen Philosophie übereinstimmend.
- Gerne unkonventionell, jedoch niemals dadurch unpraktisch.
- Sehr gerne mit Zusatzfunktionen versehen (Stichwort Werbegeschenkfunktion).
- Sparsam designt und dadurch niemals überfrachtet.
- Einfach zugänglich. Etwa durch einen QR-Code, der direkt auf die eigene Website führt; mit Google Chrome geht das sogar mit Bordmitteln.
Wichtig ist jedoch: Ein guter Freelancer hat 24/7 ein stabiles Mäppchen mit Visitenkarten dabei und händigt sie bei jeder Vorstellung ungefragt aus. Keinesfalls sollten sie erst (womöglich gar auf Nachfrage) umständlich, mitunter gar aus dem Portemonnaie und zerknickt, herausgesucht werden müssen.
Anspruchsvolle Projekte finden und erfolgreich selbstständig arbeiten.
3. Mit Aufmerksamkeit im Sinn verpacken
Nicht jeder Freelancer arbeitet in einem Feld, in dem er häufig Dinge versenden muss. Doch selbst, wenn es sich nur um Rechnungen handelt oder beispielsweise Designs zur Live-Voransicht, so wird der Versandweg wichtig und damit die Verpackung.
Hier sollten unbedingt personalisierbare Optionen genutzt werden. Das heißt: Wenigstens mit dem Logo bedruckt, zudem nötigenfalls individuell formatiert und immer möglichst edel. Je häufiger Versand notwendig ist, desto bedeutender werden diese drei Positionen und desto mehr Zeit sollten Freischaffende sich für die Versandverpackung an sich sowie jeden einzelnen Verpackungsprozess nehmen.
Dazu gehört ebenso eine Reserve an tauglichen, neutralen Polstermaterialien – hierfür beispielsweise alte Zeitungen zu verwenden, wirkt schlicht unprofessionell. Eine solche Option sollte niemals genutzt werden.
4. Die “Firmenzentrale” nicht ignorieren
Sehr viele Freischaffende sind klassische Home-Office-Arbeitende. Sie haben keine angemieteten Geschäftsräume, arbeiten viel von zuhause (oder dritten Orten) und gegebenenfalls beim Auftraggeber selbst.
Doch obschon dadurch keine feste Firmenzentrale im eigentlichen Sinn besteht, zudem keine Laufkundschaft, sollten Freelancer unbedingt im Rahmen der Möglichkeiten versuchen, an ihrem Wohnort auf sich aufmerksam zu machen.
Hausbesitzer haben es diesbezüglich natürlich einfacher. Sie können schlicht an der Straße an gut sichtbarer Stelle ein entsprechendes Firmenschild installieren. Wohnungsmieter dürfen zwar in aller Regel seit einem BGH-Urteil die meisten Freelancer-Arbeiten unkritisch zuhause ausüben, für ein Firmenschild (oder sogar nur einen Hinweis auf der Klingel) sollte jedoch immer die schriftliche Erlaubnis des Vermieters eingeholt werden.
Übrigens können für das Firmenschild, ähnlich wie für die meisten anderen analogen und digitalen Elemente, zentrale Design-Elemente der Visitenkarte (Farben, Schriftarten, Platzierungen etc.) aufgegriffen werden. Dann werden Wiedererkennungseffekte jenseits des Logos genutzt.
5. Gezielte Fahrzeugbeschriftung nutzen
Der öffentliche Straßenverkehr ist ein absolut gleichberechtigter Ort. Heißt, an buchstäblich „jeder Ampel“ könnte ein potenzieller neuer Auftraggeber stehen – diesbezüglich sollten Freischaffende niemals den Zufall unterschätzen.
Wer selbst ein Fahrzeug nutzt, nicht nur ÖPNV, der sollte deshalb dieses Vehikel unbedingt als fahrende Werbefläche begreifen. Sicherlich wäre es wohl etwas zu viel des Guten, beispielsweise ein ganzes Auto von oben bis unten in Corporate Colors folieren zu lassen; dabei wäre die Kosten-Nutzen-Rechnung wohl nicht sachdienlich.
Wohl aber sollte es wenigstens einen nicht minder professionell gestalteten Hinweis im kleineren Format geben. Die Heckscheibe bietet sich hierfür unbedingt an, je nach Design sollten mitunter die Fahrzeugflanken einbezogen werden.
Übrigens: Eine solche Beschriftung kann nicht nur auf PKW appliziert werden. Letztendlich ist jedes Fahrzeug dafür geeignet. PKW und ähnliche Fahrzeuge haben lediglich die größte Werbefläche.
Erneut handelt es sich hierbei um eine Option, bei der Freischaffende auf andere Dienstleister vertrauen sollten – schon da es je nach Art der Folierung sehr viel Können braucht, um diese verzugs- und blasenfrei aufzubringen. Zudem sollte unbedingt auf sehr hohe Materialqualität im Angesicht von UV-Strahlung und ähnlichen Belastungen geachtet werden.
Wichtig: Mit einer solchen Beschriftung geht sowohl die Notwendigkeit einher, das Fahrzeug künftig äußerlich zu pflegen, als auch einen möglichst untadeligen Fahrstil zu demonstrieren. Ein sichtbar beschrifteter PKW, der vielleicht jemanden schneidet, ist ein denkbar schlechter Werbeeffekt.
6. Nützliche, aber günstige Werbegeschenke nutzen
Eine Visitenkarte, in die ein kleines Fenster eingearbeitet ist, um sie als Lupe zu nutzen; eine Übergabe des PDF-Handouts einer Präsentation beim Auftraggeber auf USB-Sticks, die mit dem eigenen Logo bedruckt sind.
Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ihre Quintessenz: Kleine, clevere Werbegeschenke sind nicht nur etwas für herkömmliche Gewerbetreibende, sondern ebenso Freelancer.
Natürlich muss hier erneut das Kosten-Nutzen-Verhältnis beachtet werden. Überdies die häufige B2B-Natur freischaffender Arbeit. Dennoch sollten erfolgreiche Freelancer immer einen kleinen Vorrat an passenden, durchdachten, hochwertigen Werbegeschenken besitzen und nutzen. Insbesondere im Bereich Elektronik ist hier längst sehr vieles für geringste Stückkosten möglich. Und natürlich gilt: Ein kleines Geschenk kann mehr Wirkung zeigen als eine minutenlange Rede.
Welche weiteren Möglichkeiten auf sich Aufmerksam zu machen kennen oder nutzen Sie? Wir Sind gespannt auf Ihre Meinung in den Kommentaren!