Über Geld spricht man nicht? Als Freelancer sollte man das auf jeden Fall tun, denn für sie spielt Geld eine wichtige Rolle. Können sie doch selbst ihren Honorarsatz festlegen, was Freiheit, aber auch die Verantwortung für eine vernünftige Kalkulation bedeutet. Insbesondere Anfänger machen jedoch häufig den Fehler, zu günstig in den Markt einzusteigen. Im Folgenden daher ein paar Tipps, damit Sie nicht in der Dumpingfalle landen.
Ein Gastbeitrag von Benjamin Brückner, freiberuflicher Autor und Texter aus Leipzig und Mitglied bei Freelance.de.
Jeder fängt mal klein an, aber …
Wir alle kochen nur mit Wasser. Und wenn wir uns etwas Neues erschließen, etwa den Schritt in die Freiberuflichkeit, dann haben wir von Tuten und Blasen keine Ahnung. Wir suchen händeringend nach Auftraggebern und springen vor Freude im Dreieck, wenn der erste Kunde bereit ist, Geld zu zahlen.
Manch einer baut sich seine Karriere als Freiberufler parallel zum klassischen Broterwerb auf. Selbst dann werden die frisch gebackenen Freelancer vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Wie betreibe ich effektiv Akquise? Was kann ich meinen Auftraggebern bieten und wie berechne ich die Leistungen fair?
Falls Sie frisch durchstarten, machen Sie sich bitte nicht kleiner als Sie sind. Die Konkurrenz auf dem freiberuflichen Marktplatz ist groß, keine Frage. Doch lassen Sie sich nicht zu der trügerischen Annahme verleiten, dass sie für Auftraggeber attraktiver werden, wenn Sie Ihren Preis drücken.
Wo anfangen?
Meine ersten Erfahrungen mit dem Schreiben von Texten hatte ich mit sogenannten Content-Börsen. Hier werden Sie in der Regel pro Wort bezahlt. Meist sind diese Cent-Beträge lächerlich niedrig und reichen nicht einmal ansatzweise zum Leben aus. Schnell habe ich mich daher von diesen Börsen entfernt und habe darauf vertraut, Auftraggeber zu finden, die für gute Texte gutes Geld in die Hand nehmen.
Content-Börsen oder ähnliche Portale würde ich allerdings nicht verteufeln. Sie sind eine gute Anlaufstelle, um erste Erfahrungen mit der freiberuflichen Arbeit zu machen. Dennoch sollten Sie nicht zu lange dort verweilen, denn die lukrativen Möglichkeiten liegen woanders.
Bauen Sie ein Fundament
Für fast jeden Freiberufler ist das Internet die wichtigste Anlaufstelle, um Kontakte zu pflegen, Aufträge zu generieren und über Brancheninterna auf dem Laufenden zu bleiben. Ähnlich geht es Ihren potenziellen Auftraggebern. Auch sie suchen im Netz nach Experten. Also nach Ihnen.
Für Freiberufler gibt es verschiedene Wege, die eigene Kompetenz zu unterstreichen und gefunden zu werden. Zum einen durch Weiterempfehlungen. Zufriedene Auftraggeber behalten Sie im Hinterkopf. Ihr Wort hat hohes Gewicht im Ohr eines potenziellen Neukunden.
Eine weitere Option, die eigenen Kompetenzen im Netz darzulegen, ist ein Blog. Diesen können Sie mit Texten, Videos, Infografiken, Arbeitsproben etc. befüllen und so ein Portfolio Ihrer Arbeit erstellen. Achten Sie jedoch darauf, dass der Blog nicht zu werblich wird. Schließlich wollen Sie Kostproben Ihres Könnens zeigen und den User nicht mit Eigenwerbung erschlagen.
Zum Aufbau des Fundaments gehört auch ein professionelles, selbstbewusstes Auftreten. Eine anfängliche Unsicherheit als Freiberufler ist völlig normal. Schließlich erkunden Sie unbekanntes Gebiet. Lassen Sie sich in Preisverhandlungen jedoch nicht in einen Bereich drücken, mit dem Sie nicht zufrieden sind. Das verdirbt Ihnen nicht nur den Spaß an der Arbeit, sie verlieren womöglich auch ein Stück der Anerkennung des Auftraggebers und schaden der Branche insgesamt.
Damit Sie nicht in der Dumpingfalle landen, sollten Sie durch Qualität herausstechen. Ansonsten wird es schwierig, die Menschen von Ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Machen Sie daher deutlich, dass Sie Ihr Geld wert sind. Ein Blog ist dafür ein probates Mittel.
Darüber hinaus ist Gastbloggen ein guter Weg, um die eigene Kompetenz zu unterstreichen. Zum einen zeigen Sie durch Gastbeiträge auf renommierten Blogs, dass Sie in der Lage dazu sind, Kooperationen einzugehen. Zum anderen haben etablierte Blogs in Ihrer Nische Leser, die sich bereits für Ihre Branche interessieren – und im günstigsten Falle auf Sie aufmerksam werden.
Verkaufen Sie sich nicht unter Wert
Man kann es gar nicht oft genug sagen: Bleiben Sie bei Honorarverhandlungen konsequent, ohne stur zu werden. Ziehen Sie für die Berechnung Ihres Honorars die branchenüblichen Sätze heran und argumentieren Sie, anstatt zu fordern. Kluge Auftraggeber sind mit diesen Honorarsätzen einverstanden, sofern Sie nachvollziehbar und transparent sind. Und mit unklugen Auftraggeber wollen Sie doch ohnehin nicht zusammenarbeiten, oder?
Fazit
Wenn Sie nicht im Dumpingbereich landen wollen, ist es wichtig, keine übereilten Schritte zu machen. Bauen Sie in Ruhe eine ansprechende Webpräsenz auf und erweitern Sie durch Gastbloggen Ihren Spielraum. So haben Sie parallel zur Akquise die Chance darauf, von potenziellen Kunden gefunden zu werden und heben sich damit ganz automatisch von Billiganbietern ab. Gute Kontakte kommen selten von heute auf morgen. Arbeiten Sie daher stetig an den genannten Stellschrauben und Sie werden Ergebnisse sehen.
Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag. Ich habe in letzter Zeit viele frischgebackenen Social Media Manager beobachtet, die gerade mal “trocken hinter den Ohren” sind, dennoch keinerlei Praxiswissen besitzen, sich auf solches Preisdumping einlassen. Gerade in der Social Media Branche sehe ich immer wieder “Anbieter”, die sich unter Wert verkaufen, nur damit sie Aufträge bekommen. Damit schaden sie aber einer ganzen Berufsgruppe…
Ich sage nur: Wenn man sich unter Wert verkauft, kann man gleich zum Gewerbeamt gehen und sein Gewerbe wieder abmelden.
Sehr schöner Artikel, doch hat das Schwert wie so oft zwei Schneiden.
Das Dumping ist oftmals nicht durch den Bewerber ausgelöst, sondern immer öfter durch den Projektanbieter. Gerade im Bereich der öffentlichen Hand werden Stundensätze geboten, die jenseits von gut und böse sind. Nehmen wir als Beispiel die BfA, Nürnberg. Hochqualifizierte Experten werden gesucht, die sich in einem Spektrum von 52 -70 € bewegen. Ich persönlich halte dies für Anbieterdumping, zudem diese Preise für eein Heer an Freiberuflern geboten werden, welche Frau Nahles als Auftraggeberin im eigenen Hause “eliminieren” möchte.
Gruss
Dr. H.Horne
Hallo Tina,
danke für deinen Kommentar. Eines darf man in meinen Augen nicht vergessen: Als Einsteiger ist es sehr, sehr schwierig, die richtigen Preise zu ermitteln. Schließlich muss man auch im Hinterkopf behalten, dass Referenzen und Erfahrungen auch etwas wert sind.
Ein bisschen kann man das wohl mit einer Gehaltserhöhung vergleichen. Wer sich stetig weiterbildet und besser wird, der sollte auch mehr Geld für seine Leistungen erhalten. Hinzu kommen die Lebensumstände – München ist teuer, Leipzig ist deutlich preiswerter. Das sollte kein Kriterium sein, aber manche Auftraggeber gucken auf den Standort des Freelancers.
Hallo Herr Dr. Horne,
auch Ihnen danke für den Kommentar. In der Tat, Freiberufler haben es nicht leicht, ganz besonders dann nicht, wenn das Bewusstsein für den Wert ihrer Arbeit fehlt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass am anderen Ende der Leitung erst einmal Stille herrscht, wenn der Preis genannt wird. Umso wichtiger finde ich die Transparenz: Das kostet so und so viel, weil …
Wenn das nachvollziehbar für den Auftraggeber ist, gibt es meistens keine Probleme, so zumindest meine Erfahrungen. Wenn dann trotzdem Dumping probiert wird, dann ist das mehr als bedauerlich.
Hallo Benjamin, in der Regel läuft der Kontakt mit dem Projektanbieter so ab, dass zuerst einmal mit umfangreicher Beschreibung das Projekt vorgestellt wird, danach die Fakten des Bewerbers – die eigentlich durch die Bewerbung bekannt sind – besprochen, dann zu guter letzt kommt auf den Stundensatz zu sprechen. In ca. 1% der Angebote wird vorab offen über den Stundensatz gesprochen bzw. im Freelance Angebot dokumentiert. Ich habe mir in der Vergangenheit angewöhnt, nach Beendigung der Begrüssung und Kurzinfo über das Projekt, direkt auf den Punkt zu kommen und nach dem Budget zu fragen. Ich habe in unenedlich vielen Bewerbungen festgestellt, dass das identische Projekt von unterschiedlichen Anbietern zu unterschiedlichen Stundensätzen angeboten wird. Dies ist mit Sicherheit in den Margen der Anbieter begründet. Hier gibt es in der Branche viele schwarze Schafe, aber auch zur Ehrenrettung viele Anbieter mit guter Transparenz. Ich persönlich kann Hays, Aristo, Götzfried und Solcom empfehlen, da ich bei diesen Anbietern das Gefühl habe mit fairen Partnern zu verhandeln.
Ich habe in Immobilienfotografie angefangen als Freelancer. Ich wusste anfangs nicht, dass ich zu wenig für mein Stundenlohn verlangt hatte bis es bemerkt hatte :). Dennoch so konnte ich aber mehr Arbeitgebern gewinnen. So fangen wir freelancer alle an.