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Kein Streit mehr mit Kollegen, kein Druck mehr von den Vorgesetzten und Ferienplanung, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen – all das ist in der Selbstständigkeit möglich. Kein Wunder, dass dies der Traum von vielen Menschen ist. Und besonders als Freelancer winken noch viele weitere Vorteile: Das ist neben der häufig besseren Bezahlung, der selbstständigen Einteilung der Arbeitszeit auch die freie Wahl von Projekten nach dem eigenen Geschmack.
Doch warum spielen so viele Menschen nur mit dem Gedanken, sich als Freelancer selbstständig zu machen – ohne es wirklich zu tun? Auf diese Frage gibt es wahrscheinlich jede Menge Antworten. Ein Grund, der jedoch immer wieder genannt wird ist der benötigte Mut. Denn neben den vielen Vorteilen ist man als Freelancer plötzlich selbst für sein geregeltes Einkommen verantwortlich. So kann man sich nicht mehr auf ein Unternehmen verlassen, das einem jeden Monat das Gehalt überweist – inklusive Krankenkassen-, Renten-, Pflege und Arbeitslosenversicherungsbeiträge. Diese Verantwortung schreckt viele davor ab, in die Selbstständigkeit zu gehen.
Die Arbeit als Freelancer erfordert Mut – doch wie findet man ihn?
Doch wie kann es gelingen, den Mut aufzubringen, um sich als Freelancer selbstständig zu machen? Und wann sollte man den Weg in die Selbstständigkeit lieber nicht wagen? Beide Fragen hängen zusammen – und wir werden versuchen, Sie im Folgenden zu beantworten.
Mut bedeutet, dass man sich traut, sich in eine Situation mit einem mehr oder weniger hohen Maß an Unsicherheit zu begeben. Daran, dass mit dem Sprung in die Selbstständigkeit Mut verbunden ist, lässt sich also nichts ändern – denn die Situation ist nun einmal neu. Was sich jedoch anpassen lässt, ist der Grad der Unsicherheit. Denn es ist möglich, die Unsicherheit zu reduzieren und an einigen Stellen für Sicherheit zu sorgen. Und so weniger Mut für diesen großen Schritt zu benötigen.
Freelancer machen sich meist über einen Punkt besonders viele Sorgen: Das Finanzielle.
Doch wie reduziert man die Unsicherheit vor diesem großen Schritt? Als Freelancer gibt es eine Reihe von Bereichen, in denen sich die Unsicherheit reduzieren lässt – zum Beispiel im finanziellen Bereich. Eine Möglichkeit: Bilden Sie Rücklagen für die ersten Monate, in denen es vielleicht noch nicht so gut läuft. Für wie viele Monate Sie Rücklagen bilden, hängt von Ihrem ganz persönlichen Sicherheitsbedürfnis ab – es gibt Gründer, die sich schon mit Rücklagen wohlfühlen, die vier Monate lang die Ausgaben des täglichen Lebens inklusive Mieten decken. Es gibt aber auch Gründer, die mit einem wesentlich langfristigeren Zeitrahmen arbeiten (zum Beispiel zwei Jahre), um nicht zu sehr unter Druck zu stehen, dass schnell Einnahmen fließen müssen.
Eine weitere Möglichkeit, das finanzielle Risiko zu Beginn der Selbstständigkeit etwas abzufedern ist die nebenberufliche Selbstständigkeit. Das bedeutet konkret, dass man seiner Anstellung weiterhin nachgeht – allerdings in Teilzeit. Dieses Vorgehen bietet die Möglichkeit, das eigene Business Schritt für Schritt aufzubauen und dabei nicht auf ein geregeltes Einkommen verzichten zu müssen. Aber Achtung: Diese Herangehensweise bedeutet durch die Doppelbelastung einen hohen Workload mit viel Stress und sollte nicht allzu lange durchgehalten werden..
Suchen Sie als Freelancer ein neues Projekt?
Legen Sie Risiken offen – das beruhigt.
Ein weiterer Punkt, der für Sicherheit sorgt ist eine realistische Abschätzung der Risiken. Schließlich fürchtet man sich häufig vor dem berühmten unsichtbaren Elefanten im Raum. Ist dieser jedoch erst einmal sichtbar gemacht, macht er häufig gar nicht mehr so viel Angst. Ein Risiko, das abgeschätzt werden sollte ist die zukünftige Nachfrage: Recherchieren Sie, wie viele potenzielle Kunden sich in ihrem Einzugsgebiet befinden und ob diese an ihrer Leistung interessiert sind. Arbeiten Sie beispielsweise als Text Freelancer, so schreiben Sie die Marketingabteilungen von passenden Unternehmen an und erkundigen Sie sich, ob Webseiten-Texte, regelmäßige Newslettertexte oder Blogartikel benötigt werden. So erfahren Sie wahrscheinlich, ob es angestellte In-House Texter gibt, ob mit einer Werbeagentur gearbeitet wird oder die Dienste eines Freelance Texters in Anspruch genommen werden. Wenn letzteres der Fall ist, sehen Sie also, dass es generell eine Nachfrage nach Ihrer Leistung in den von Ihnen anvisierten Unternehmen gibt – nur eben nicht bei diesem Unternehmen.
Auch ein Punkt, der realistisch eingeschätzt werden sollte ist die eigene Fähigkeit, sich selbst gut zu präsentieren und das eigene Produkt bzw. die eigene Dienstleistung zu verkaufen. Diese Einschätzung ist jedoch gar nicht so einfach vorzunehmen – schließlich urteilen wir alle subjektiv. Die Lösung: Fragen Sie Ihre Freunde und Bekannte um deren Meinung – denn die kennen Sie bereits besonders gut und werden wahrscheinlich in der Lage sein, Ihnen hierzu Feedback zu geben.
Freelancer haben einen anderen Arbeitsrhythmus – doch passt der überhaupt zu Ihnen?
Außerdem sollten Sie sich bewusst machen, was es bedeutet, als Freelancer zu arbeiten. Denn neben der gewachsenen Verantwortung spielt zum Beispiel auch die Arbeitszeit eine Rolle. Möchten Sie sich zum Beispiel in einer Branche selbstständig machen, in der Kunden den Anspruch haben, dass alles schnell erledigt wird? Gleichzeitig haben Sie aber zwei kleine Kinder, die alterstypisch häufig krank sind – so dass Sie immer mal wieder ausfallen? Dann könnte es Sinn machen, den Sprung in die Selbstständigkeit so lange zu verschieben, bis die Kinder älter sind.
Sie sehen: Beim Sprung in die Selbstständigkeit gibt es eine Reihe von Themenbereichen zu beachten. Am besten ist hier, eine Liste mit allen potenziellen Schwierigkeiten anzulegen. Und sich dann für jede dieser Schwierigkeiten eine Lösung zu überlegen. Das erfordert natürlich jede Menge Arbeit und auch Mut – am Ende werden Sie aber ein Gefühl dafür entwickelt haben, ob die Selbstständigkeit für Sie machbar ist. Und vor allem: Ob Sie es sich zutrauen. Und wenn es das in diesem Moment eben noch nicht so ist, dann müssen Sie Ihren Traum nicht gleich begraben. Denn ein besserer Zeitpunkt kommt bestimmt!