Endlich der eigene Boss sein – das hört sich erstmal wie der Traum von vielen an. Allerdings ist die Arbeit als Selbstständiger auch mit Schattenseiten verbunden. Zwar können Sie stets selbst entscheiden, welche Aufträge Sie annehmen und zu welcher Zeit Sie arbeiten, aber die Freelancer-Tätigkeit bringt auch Nachteile mit sich.
Zum Beispiel arbeiten viele Selbstständige bis spät in die Nacht hinein und verzichten auf Urlaub. Dazu kommen – gerade am Anfang der Existenzgründung – Zweifel an der Selbstständigkeit. Fragen wie „Kann ich von meiner Geschäftsidee wirklich leben?”, „Was mache ich, wenn Kunde XY abspringt?” und „Habe ich bei der Steuererklärung alles richtig gemacht?” kommen auf und können schnell zu Stress und Zukunftsängsten führen.
Wenn Sie denken, dass Sie als Ihr eigener Chef nun das Leben leben, dass Sie sich immer gewünscht haben, sollten Sie nichtsdestotrotz das Stresslevel, das die Selbstständigkeit mit sich bringen kann, nicht unterschätzen. Auch Freelancer haben teilweise mit einem Burnout zu kämpfen.
Das Zauberwort lautet Achtsamkeit. Kleine Übungen, die Mindfulness oder Achtsamkeit integrieren, können Gründer durch ihren Arbeitstag helfen. Schon kurze Praktiken können eine unglaubliche Wirkung zeigen, die Stresslevel niedrig halten und auf lange Sicht sogar vor einem Burnout bewahren.
Wir haben ein paar Tipps für Sie, mit denen Sie Ihre Konzentration und Geduld schulen, die Ihren Geist zur Ruhe bringen und die Ihnen bei der Stressbewältigung zur Seite stehen:
1. Morgenroutine
Der Morgen kann über Ihren ganzen Tag entscheiden. Stehen Sie zu spät auf und hetzen gleich zum ersten Termin, ohne sich Zeit für sich selbst zu nehmen? Dann beginnt der Tag schon unruhig und Stress ist vorprogrammiert.
Viele von uns starten ihren Tag auch mit dem Griff zum Handy, scrollen durch Social Media oder checken gleich das E-Mail-Postfach. Durch diese Angewohnheit verlieren Sie nicht nur viel Zeit, sondern Sie beginnen den Tag mit Input von außen, was sich negativ auf Ihre eigene Kreativität auswirkt und Sie davon abhält, präsent zu sein.
Probieren Sie stattdessen aus, achtsam in den Tag zu starten. Stellen Sie sich den Wecker 15 Minuten früher und nutzen Sie diese gewonnene Viertelstunde, um sie mit etwas zu füllen, was Sie zur Ruhe bringt und erdet.
Zum Beispiel können Sie sich Zeit nehmen, Ihren Kaffee zu Hause zuzubereiten, anstatt schnell den Coffee to go auf dem Weg zu holen. Schon bei der Zubereitung des Kaffees können Sie Achtsamkeit integrieren. Bleiben Sie präsent, während Sie die Maschine vorbereiten und konzentrieren Sie sich nur auf diese eine simple Sache.
Sobald der Kaffee aufgebrüht ist, setzen Sie sich, spüren Sie die Wärme, den Geruch und schließlich den Geschmack des Getränks. Nehmen Sie sich so lange Zeit, bis Sie den Kaffee getrunken haben – ohne Ablenkung und Input von außen. Sie werden merken, dass der Kaffee viel besser schmeckt, je aufmerksamer Sie ihn genießen.
Natürlich gibt es noch viele andere Dinge, die Sie tun können, um achtsam in den Tag zu starten: eine kleine Meditation, ein ausgiebiges Frühstück, Stretching oder eine lange Dusche.
Sie werden schnell merken, dass der weitere Tagesverlauf von den ersten Minuten am Morgen bestimmt wird und sie nach einer täglichen Morgenroutine produktiver und effektiver arbeiten.
2. Kommunikation
Irgendwann müssen Sie aber doch den Blick in Ihr Postfach werfen und auf Nachrichten reagieren. Am besten Sie nehmen sich hierfür ein bis zwei Stunden während des Tages Zeit, um alle Mails zu beantworten, statt Ihren Account ständig zu checken. Auf diese Weise werden Sie nicht immer von Ihren eigentlichen Aufgaben abgelenkt.
Ihrem Auftraggeber gefällt Ihre Arbeit nicht? Ein potentieller Kunde hat Ihr Angebot abgelehnt? Es kommt wahrscheinlich des Öfteren vor, dass Sie Nachrichten erhalten, die Sie enttäuschen oder die sogar Ärger in Ihnen auslösen.
Bevor Sie auf solche Mails reagieren, sollten Sie erstmal tief durchatmen – das klingt sehr simpel, kann aber wahre Wunder bewirken und holt Sie auf den Boden zurück. Verdauen Sie die Nachricht erstmal, bevor Sie im Affekt reagieren. Vielleicht schlafen Sie sogar eine Nacht darüber, bevor Sie antworten.
Versuchen Sie sich in Ihren Auftraggeber hinein zu versetzen und ihn zu verstehen. Antworten Sie immer mit Respekt und Wertschätzung und lassen Sie sich nicht von Ihren Emotionen leiten. Lesen Sie sich Ihre Nachricht ein paar Mal durch bevor Sie sie abschicken.
Führen Sie sich außerdem vor Augen, was Sie mit der Mail erreichen möchten. Welche Absicht verfolgen Sie? Unterstützt das Geschriebene Sie dabei? Erst, wenn Sie sich völlig sicher sind, schicken Sie die Mail ab. Solch eine achtsame Kommunikation lässt sich sowohl in das Schreiben von Mails als auch in Face-to-Face Gespräche integrieren.
3. Pausen
Als Selbstständiger ist es gar nicht so einfach, sich Pausen zu nehmen, denn gefühlt gibt es immer etwas zu tun. Aber nur, wer sich zwischendurch kleine Auszeiten nimmt, kann wirklich produktiv arbeiten.
Kleine Pausen lassen sich auch mit Ihrem Gründer-Alltag verbinden, wenn Sie sie zur Priorität machen. Nutzen Sie die Momente, in denen Sie nicht gerade im sogenannten „Flow”-Zustand sind, also nicht nur so vor Energie und Ideen sprühen.
Bestimmt haben auch Sie während des Tages Momente, in denen Sie sich nur schwer konzentrieren können und sich leicht ablenken lassen. Das sind die Zeitpunkte, in denen Sie die Arbeit Arbeit sein lassen und sich eine Pause genehmigen sollten.
Gehen Sie zum Beispiel für eine Stunde spazieren. Frische Luft und Bewegung hilft, um danach wieder produktiver zu sein. Treffen Sie sich mit Bekannten zum Mittagessen. Ihnen wird es gut tun, den Arbeitsplatz zu verlassen.
Nutzen Sie die Pause, um sich wirklich eine Auszeit zu gönnen. Denken Sie nicht an die Arbeit, die noch vor Ihnen liegt. Hier hilft wieder das „präsent sein”. Anstatt sich Gedanken zu machen, genießen Sie den Moment, damit Sie sich später wieder voll und ganz auf Ihre Arbeit konzentrieren können.
Viele Freelancer arbeiten jeden Tag, auch am Wochenende. Sie sollten sich aber mindestens einen Tag in der Woche Zeit für sich nehmen. Work-Life-Balance gilt auch für Selbstständige und Gründer. Machen Sie an diesem Tag nur die Dinge, die Ihnen Spaß machen und gönnen Sie sich Entspannung. Denn nur wer sich um sich selbst kümmert, kann an andere weitergeben.
4. Tools
Als Freelancer hat man keine HR-, keine Marketingabteilung und kein Finanzwesen, sondern ist für sich selbst verantwortlich. Neben der eigentlichen Dienstleistung, die Sie anbieten, müssen Sie sich also gezwungenermaßen um viele andere Dinge kümmern: Kundenakquise, Buchhaltung usw.
Achtsamkeit bedeutet auch, ehrlich zu sich selbst zu sein. Stellen Sie sich die Fragen: Was kann ich gut? Was liegt mir nicht? Sie müssen sich nicht in Rollen hinein zwingen und Tätigkeiten erledigen, die Ihnen keine Freude bereiten.
Zum Glück gibt es heutzutage viele Tools, die Selbstständigen die Arbeit erleichtern, automatisieren oder sogar ganz abnehmen. Es lohnt sich, ein bisschen Geld zu investieren und die gewonnene Zeit und Energie in das Wesentliche zu stecken, nämlich die Dienstleistung, die Sie anbieten.
Ihnen bereitet zum Beispiel die Buchhaltung Kopfzerbrechen? Dann lohnt es sich, in ein professionelles Rechnungsprogramm zu investieren. Ihr Zeitmanagement lässt zu wünschen übrig? Sie möchten Ihr Projektmanagement verbessern oder Marketingmaßnahmen automatisieren? Hierfür gibt es Tools und Lösungen, die geschaffen wurden, um Sie zu entlasten und Ihnen letztendlich dabei helfen, Ihren Fokus auf Ihre eigentlichen Aufgaben zu lenken.
Sie sehen also, mit ein bisschen Achtsamkeit im Gründer-Alltag wirken Sie Konzentrationsmangel und körperlicher Anspannung entgegen. Außerdem erhöht Mindfulness Stressresistenz und kann Ihnen so die Freude an Ihrem Job erhalten.