In Deutschland gibt es immer mehr Solo-Selbstständige, sprich Menschen, die als Freiberufler oder Gewerbetreibende ohne eigene Mitarbeiter tätig sind. Bezeichnungen gibt es für sie viele, beispielsweise Freelancer, Freischaffende oder einfach Selbstständige und auch ihre Tätigkeiten sind bunt gemischt. Doch Welche Policen sind hier ein Muss?
Inhalt:
- Haftungen bei Freelancern
- Privathaftpflichtversicherung
- Betriebshaftpflichtversicherung
- Berufshaftpflichtversicherung
- Krankenversicherung
- Rentenversicherung
- Berufsunfähigkeitsversicherung
- Rechtsschutzversicherung
Während viele im Bereich der Dienstleistungen tätig sind und beispielsweise Unternehmen in der IT unterstützen, als Webdesigner arbeiten oder als Unternehmensberater fungieren, gibt es auch einige Solo-Selbstständige, welche Produkte herstellen. Sie verkaufen beispielsweise Handgemachtes über das Internet oder schneidern Kleidung nach Maß. So unterschiedlich die Berufsfelder und Bezeichnungen auch sein mögen, haben sie aber alles etwas gemeinsam: Sie müssen sich ausreichend mithilfe von Policen versichern!
Welche Versicherungen sind also ein Muss für solche Freischaffenden? Welche sind zudem sinnvoll und welche eher nicht?
Die Haftungsfrage bei Solo-Selbstständigen
Da es sich bei dieser Wortkreation um keinen anerkannten Begriff handelt, kann auch die Haftungsfrage nicht einheitlich geklärt werden. Es gibt nämlich durchaus auch Selbstständige, die zwar alleine arbeiten, dennoch aber eine UG oder GmbH gegründet haben. In diesem Fall soll es aber lediglich um „klassische“ Freelancer gehen, welche als Freiberufler oder Gewerbetreibende beim Finanzamt gemeldet sind. Ihre Haftung ist dementsprechend nicht beschränkt, wie bei einigen anderen Rechtsformen. Stattdessen haften sie in vollem Umfang, und zwar auch privat. Das macht deutlich, weshalb die Haftpflichtversicherung die wohl wichtigste Police für jeden dieser Selbstständigen ist. Doch auch hierbei gibt es Unterschiede:
1. Privathaftpflichtversicherung
Die Privathaftpflichtversicherung greift nicht für betriebliche beziehungsweise berufliche Belange. Kommt es bei dir als Freelancer also zum Haftungsfall, würde die Privathaftpflichtversicherung die betreffenden Kosten nicht übernehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie unwichtig ist. Stattdessen sollte ausnahmslos jeder Mensch eine solche Privathaftpflichtversicherung abschließen. Sie kostet nur wenige Euro im Monat und schützt vor hohen Kosten durch Schäden, die in einem unachtsamen Moment passiert sind. Lässt du beispielsweise das Handy deines Kollegen fallen oder rutscht im Winter ein Passant auf dem Gehweg aus, weil du nicht geräumt hast, kann dir die Privathaftpflichtversicherung Kosten ersparen, die unter Umständen deinen finanziellen Ruin bedeuten würden.
Prüfe aber gut, welche Schäden durch die Haftpflichtversicherung abgedeckt sind und welche nicht. Manchmal brauchst du nämlich zusätzlich spezifische Policen wie die Hunde-, KFZ- oder eben Betriebshaftpflichtversicherung.
2. Betriebshaftpflichtversicherung
Während also jeder Mensch eine Privathaftpflichtversicherung benötigt, gilt das nicht für die Betriebshaftpflichtversicherung. Diese ist nur dann ein Muss, wenn du selbstständig tätig bist – egal, ob es sich dabei um eine Solo-Selbstständigkeit handelt oder du ein eigenes Unternehmen mit Mitarbeitern hast. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede je nach Rechtsform, Betriebsgröße, Tätigkeitsfeld & Co.
Fakt ist also, dass du als Freiberufler oder Gewerbetreibender unbedingt eine solche Betriebshaftpflichtversicherung benötigst. Denn diese deckt Personen- und Sachschäden ab, für welche du verantwortlich bist – entweder, weil diese auf deinem Betriebsgelände entstanden sind, zum Beispiel im Büro, oder aufgrund deiner Tätigkeit. Angenommen, du lässt bei Dacharbeiten einen Hammer fallen und verletzt einen Passanten, greift auch in diesem Fall die Betriebshaftpflichtversicherung.
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In einigen Branchen wird diese sogar vorausgesetzt, um dich überhaupt selbstständig machen zu dürfen. Zudem verlangen viele Banken den Nachweis über eine solche Police, wenn du einen Kredit beantragst. Verzichten kannst du auf die Betriebshaftpflichtversicherung also keinesfalls. Jedoch empfiehlt sich ein Vertrag, welcher auf deine berufliche Situation angepasst ist. Während Versicherungsverträge von Unternehmen mit Mitarbeitern meist einen deutlich größeren Umfang haben, beispielsweise mit höheren Deckungssummen oder inklusive Vermögensschäden, reicht für Solo-Selbstständige nämlich oft auch eine günstigere Variante zur Absicherung der Grundrisiken vollkommen aus.
3. Berufshaftpflichtversicherung
Ein häufiger Irrtum besteht jedoch darin, dass durch die Betriebshaftpflichtversicherung alle schuldhaft verursachten Sach- und Personenschäden abgedeckt seien. Auf gut Deutsch: Machst du bei deiner vertraglich geschuldeten Arbeit einen Fehler und dieser Mangel verursacht Schäden oder Kosten, greift die Betriebshaftpflichtversicherung nicht. Oder wird dein Computer gehackt und sensible Daten geraten in die falschen Hände, wird auch das nicht durch die Police abgedeckt. Aus diesem Grund gibt es zusätzlich mittlerweile die sogenannte Berufshaftpflichtversicherung. Sie umfasst berufsspezifische Risiken und bietet daher das höchstmögliche Maß an Absicherung.
Dementsprechend ist sie aber auch teurer als die einfache Betriebshaftpflichtversicherung. In vielen Fällen ist es dennoch sinnvoll, diese zusätzlich abzuschließen. Es gibt sie in zahlreichen Ausführungen, beispielsweise als IT-, Hausverwalter-, Heilnebenberufe- oder Blogger-Versicherung. Letztere deckt zum Beispiel Schäden durch die Verletzung von Bildrechten, Verstöße gegen die DSGVO oder unzufriedene Kunden ab, um nur einige Beispiele von vielen zu nennen. In manchen Berufen ist eine solche Berufshaftpflichtversicherung sogar obligatorisch.
Dazu gehören unter anderen:
- Apotheker
- Architekt
- Arzt
- Ingenieur
- Notar
- Rechtsanwalt
- Steuerberater
- Vermittler von Finanzanlagen
- Versicherungsberater
- Wirtschaftsprüfer
Doch auch, wenn die Berufshaftpflichtversicherung für deine selbstständige Tätigkeit freiwillig ist, stellt sie in den meisten Fällen eine gute Entscheidung dar. Sie kann nämlich Schäden in Millionenhöhe verhindern und somit den beruflichen sowie privaten Ruin.
Privat oder gesetzliche Krankversicherung
Auch in der Selbstständigkeit brauchst du natürlich eine Krankenversicherung. Denn Selbstständige unterliegen in Deutschland ebenfalls der Krankenversicherungspflicht. Viele Deutsche haben nicht die Wahl, ob oder wie sie versichert sind. Festangestellte müssen unterhalb einer gewissen Gehaltsgrenze in die gesetzliche Krankenkasse einzahlen.
Welche das ist, können sie jedoch selbst entscheiden. In der Selbstständigkeit hast du hingegen die Wahl, ob du lieber privat oder gesetzlich krankenversichert sein möchtest.
Welche der beiden Policen in deinem individuellen Fall die bessere Entscheidung ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Eine Krankenversicherung ist aber definitiv ein Muss – egal, in welcher Form du diese schlussendlich abschließt.
Rentenversicherung mit oder ohne KSK
Gesetzlich nicht vorgeschrieben ist in der Selbstständigkeit hingegen die Rentenversicherung – zumindest in den meisten Fällen. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
Einige Berufsgruppen sind trotzdem in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert:
- Handwerker
- Lehrkräfte
- Erzieher
- Künstler
- Publizisten
- u. v. m.
Die vollständige Liste sowie weitere Informationen können direkt bei der Deutschen Rentenversicherung eingeholt werden. Letztere beiden sind über die sogenannte KSK pflichtversichert, die Künstlersozialkasse. Diese übernimmt die Hälfte der Beiträge für die gesetzliche Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung, ähnlich dem Arbeitgeberanteil in einem Angestelltenverhältnis. Gehörst du hingegen zu keiner dieser Berufsgruppen, kannst und solltest du dich unbedingt auf eigene Faust für das Alter absichern. Wie du das machst, steht dir frei.
Die klassische (gesetzliche oder private) Rentenversicherung ist also nicht in jedem Fall ein Muss.
Berufsunfähigkeitsversicherung? Ja, bitte!
Nicht obligatorisch, aber sinnvoll, ist auch die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Selbstständige genießen diesbezüglich nämlich keine staatliche Absicherung und selbst wenn, so ist diese unzureichend. Aus diesem Grund empfehlen Experten für jeden – angestellt oder selbstständig – eine solche Berufsunfähigkeitsversicherung. Etwa jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland wird nämlich vor Erreichen des Renteneintrittsalters berufsunfähig.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung greift, sobald du mindestens sechs Monate nicht arbeiten kannst. Du hast also dennoch ein monatliches Einkommen.
Die Höhe variiert je nach Versicherungsvertrag und kann mehrere hundert, aber auch mehrere tausend Euro pro Monat umfassen. Je höher die Versicherungssumme ist, desto höher sind natürlich auch deine monatlichen Einzahlungen.
Du musst dir aber bewusst sein, dass eine Krankheit in der Selbstständigkeit einen vollständigen Einkommensausfall bedeutet. Hast du also für diesen Fall keine ausreichende Absicherung, beispielsweise durch den Ehepartner oder ein hohes Vermögen, solltest du trotz der hohen Kosten unbedingt über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken.
Rechtsschutzversicherung nicht immer sinnvoll
Viele Selbstständige entscheiden sich zudem für eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung. Ob das sinnvoll ist, musst du schlussendlich selbst entscheiden. Befürchtest du, dass es im Rahmen deiner selbstständigen Tätigkeit zu einem Rechtsstreit kommen könnte, schützt sie dich vor hohen Anwaltskosten. Ist das hingegen eher unwahrscheinlich und du hast genügend Geld, um im Notfall den Anwalt aus eigener Tasche zu bezahlen, kannst du auf die Rechtsschutzversicherung auch verzichten.
Ganz günstig sind diese Policen für Selbstständige nämlich nicht, wenn neben den privaten auch die beruflichen Risiken abgedeckt werden sollen. Würde ein solcher Rechtsstreit für dich hingegen den finanziellen Ruin bedeuten oder er ist deiner Ansicht nach eher wahrscheinlich, ist dieses Geld auf jeden Fall gut investiert!