Scheitern und Fehler sind Zeichen für Versagen? Regelmäßig bekommen wir vorgelebt, es sei erstrebenswert, nie zu straucheln, nie danebenzuliegen, immer alles optimal zu lösen. Perfektion und stets 100%ige Leistung sind das Nonplusultra. Ganz besonders in der Berufswelt. Doch ist das wirklich der Weg zum Erfolg? Nicht unbedingt. Wieso Fehler und Misserfolge so wichtig sind:
Unfehlbar? Gibt’s nicht.
Auch wenn viele Leute auf die Frage, was ihre größte Schwäche sei, mit „Ich bin zu perfektionistisch“ antworten und das dabei immer irgendwie als positive Eigenschaft verstehen, gibt es sie doch nie wirklich – die Leute, die immer alles toll und niemals einen Fehler machen. Oft kommt es uns als Außenstehende nur so vor, als würde bei den anderen immer alles glatt laufen und es niemals auch nur den Anschein einer Zurückweisung geben. Oder derjenige überspielt seine Misserfolge einfach geschickt. Denn sind wir mal ehrlich: Jeder von uns scheitert von Zeit zu Zeit. Und auch wenn wir das Gefühl haben, wir wären allein damit – sind wir nicht. Eine offene Fehlerkultur würde uns allen echt mal ein bisschen Druck nehmen und wir könnten uns etwas mehr entspannen. Also machen wir uns doch gegenseitig nichts vor. Irren ist menschlich. Bei uns allen. Und ein offener Umgang mit dieser Tatsache nimmt der Angst vor Fehlern obendrein auch noch seinen Schrecken.
Lektionen
Doch das Ganze bedarf ausreichend Zeit und Reflexion. Denn Fehler bringen nur dann etwas Positives mit sich, wenn wir aus ihnen klüger werden und etwas daraus lernen. Wenn wir erkennen, was wir anders machen müssen, damit sie sich nicht wiederholen. Oder wenn wir feststellen, dass wir überhaupt gänzlich in die falsche Richtung gelaufen sind. Kann ja alles mal passieren – woher sollten wir denn von vornherein immer wissen, was am besten ist? Nur sollten wir dann eben auch erkennen, wann etwas falsch gelaufen ist, es hinterfragen und beim nächsten Mal besser machen. Denn den gleichen Fehler immer und immer wieder zu begehen, naja, das bringt bei all der positiven und optimistischen Herangehensweise dann doch nicht gar so viel.
Fehler können Freunde sein
Dennoch ist sich Fehler einzugestehen im beruflichen Umfeld noch immer nicht Usus und fällt vielen daher schwer. Dass eine Idee doch nicht so innovativ oder umsetzbar ist, wie ursprünglich gedacht, wird teilweise doch noch als Versagen abgestempelt. Doch vielleicht sollten wir hier den Blickwinkel wechseln. Statt sie zu verteufeln, sollten wir Fehler lieber als Chance sehen, nun auf den richtigen Weg zu kommen. Die bessere Idee zu entwickeln oder einen vielversprechenderen Plan aufzustellen. Und dann können wir sie auch feiern, die Fehler. Schließlich sind sie ein wesentlicher Bestandteil auf dem Weg zum Erfolg. Misserfolge helfen uns, besser zu werden und zu wachsen. Also sollten wir sie weniger stiefmütterlich behandeln. Denn dass wir sie alle machen, ist unbestritten. Nur was wir daraus machen, darauf kommt es an.
Fazit
Teflon, Eis am Stiel, Klebestreifen, Haftnotizen und Penicillin: All diese Produkte basieren auf Fehleinschätzungen und Irrtümern – und sind dabei doch so nützlich. Letzteres hat sogar zahlreiche Leben gerettet. Was ursprünglich als Fehler verbucht wurde, ist heutzutage nicht mehr wegzudenken und hat uns unverzichtbare Dinge beschert. Und so ähnlich kann es auch bei uns persönlich laufen. Wir können aus Fehlern lernen, Neues über uns, unsere Fähigkeiten, Vorstellungen, Wünsche und Ziele erfahren. Manchmal entstehen sogar neue Ideen und Innovationen. Weshalb also wehren wir uns so vehement dagegen, auch mal zu scheitern? Vielleicht ist ein Umdenken nötig: Akzeptieren wir, dass Perfektion nicht immer perfekt ist und geben uns mehr Raum für Kreativität, Entwicklung und Wachsen – mehr Raum, auch mal Fehler zu machen. Denn dann können Fehler zu Erfolgen werden.